m Grabmale seines Vaters, mit eigner Hand abschlachten zu wollen,
Leibwache und Priester dazu zu Hilfe zu nehmen--O pfui, Madame! Ich muesste
mich sehr irren, oder Sie waeren in Athen ausgepfiffen worden.
Dass die Unschicklichkeit, mit welcher Polyphont nach funfzehn Jahren die
veraltete Merope zur Gemahlin verlangt, ebensowenig ein Fehler des
Stoffes ist, habe ich schon beruehrt. Denn nach der Fabel des Hyginus
hatte Polyphont Meropen gleich nach der Ermordung des Kresphonts
geheiratet; und es ist sehr glaublich, dass selbst Euripides diesen
Umstand so angenommen hatte. Warum sollte er auch nicht? Eben die Gruende,
mit welchen Eurikles, beim Voltaire, Meropen itzt nach funfzehn Jahren
bereden will, dem Tyrannen ihre Hand zu geben,[1] haetten sie auch vor
funfzehn Jahren dazu vermoegen koennen. Es war sehr in der Denkungsart der
alten griechischen Frauen, dass sie ihren Abscheu gegen die Moerder ihrer
Maenner ueberwanden und sie zu ihren zweiten Maennern annahmen, wenn sie
sahen, dass den Kindern ihrer ersten Ehe Vorteil daraus erwachsen koenne.
Ich erinnere mich etwas Aehnliches in dem griechischen Roman des
Charitons, den d'Orville herausgegeben, ehedem gelesen zu haben, wo eine
Mutter das Kind selbst, welches sie noch unter ihrem Herzen traegt, auf
eine sehr ruehrende Art darueber zum Richter nimmt. Ich glaube, die Stelle
verdiente angefuehrt zu werden; aber ich habe das Buch nicht bei der Hand.
Genug, dass das, was dem Eurikles Voltaire selbst in den Mund legt,
hinreichend gewesen waere, die Auffuehrung seiner "Merope" zu rechtfertigen,
wenn er sie als die Gemahlin des Polyphonts eingefuehret haette. Die kalten
Szenen einer politischen Liebe waeren dadurch weggefallen; und ich sehe
mehr als einen Weg, wie das Interesse durch diesen Umstand selbst noch
weit lebhafter und die Situationen noch weit intriganter haetten werden
koennen.
Doch Voltaire wollte durchaus auf dem Wege bleiben, den ihm Maffei
gebahnet hatte, und weil es ihm gar nicht einmal einfiel, dass es einen
bessern geben koenne, dass dieser bessere eben der sei, der schon vor
Alters befahren worden, so begnuegte er sich, auf jenem ein paar
Sandsteine aus dem Gleise zu raeumen, ueber die er meinet, dass sein
Vorgaenger fast umgeschmissen haette. Wuerde er wohl sonst auch dieses von
ihm beibehalten haben, dass Aegisth, unbekannt mit sich selbst, von
ungefaehr nach Messene geraten, und daselbst durch kleine zweideutige
Merkmale in den Verdacht kommen muss,
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