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Barinas in die Sierra Nevada, und von da ueber den Hafen von Torunos und
den Rio Santo Domingo nach San Fernando am Apure brauchen wuerden, wurden
uns vom groessten Nutzen. Man hat in Europa keinen Begriff davon, wie schwer
es haelt, genaue Erkundigung in einem Lande einzuziehen, wo der Verkehr so
gering ist, und man die Entfernungen gerne zu gering angibt oder
uebertreibt, je nachdem man den Reisenden aufmuntern oder von seinem
Vorhaben abbringen moechte. Bei der Abreise von Caracas hatte ich dem
Intendanten der Provinz Gelder uebergeben; die mir von den koeniglichen
Schatzbeamten in Barinas ausbezahlt werden sollten. Ich hatte beschlossen,
das westliche Ende der Cordilleren von Neu-Grenada, wo sie in die Paramos
von Timotes und Niquitao auslaufen, zu besuchen. Ich hoerte nun in Barbula,
bei diesem Abstecher wuerden wir fuenf und dreissig Tage spaeter an den
Orinoco gelangen. Diese Verzoegerung erschien uns um so bedeutender, da man
vermuthete, die Regenzeit werde frueher als gewoehnlich eintreten. Wir
durften hoffen, in der Folge sehr viele mit ewigem Schnee bedeckte Gebirge
in Quito, Peru und Mexico besuchen zu koennen, und es schien mir desto
gerathener, den Ausflug in die Gebirge von Merida aufzugeben, da wir
besorgen mussten, dabei unsern eigentlichen Reisezweck zu verfehlen, der
darin bestand, den Punkt, wo sich der Orinoco mit dem Rio Negro und dem
Amazonenstrom verbindet, durch astronomische Beobachtungen festzustellen.
Wir gingen daher von Barbula nach Guacara zurueck, um uns von der
achtungswuerdigen Familie des Marques del Toro zu verabschieden und noch
drei Tage am Ufer des Sees zu verweilen.
Es war Fastnacht und der Jubel allgemein. Die Lustbarkeiten, _de carnes
tollendas_ genannt, arteten zuweilen ein wenig ins Rohe aus. Die einen
fuehren einen mit Wasser beladenen Esel herum, und wo ein Fenster offen
ist, begiessen sie das Zimmer mit einer Spritze; andere haben Dueten voll
Haare der Picapica oder _Dolichos pruriens_ in der Hand und blasen das
Haar, das auf der Haut ein heftiges Jucken verursacht, den Voruebergehenden
ins Gesicht.
Von Guacara gingen wir nach Nueva Valencia zurueck. Wir trafen da einige
franzoesische Ausgewanderte, die einzigen, die wir in fuenf Jahren in den
spanischen Colonien gesehen. Trotz der Blutsverwandtschaft zwischen den
koeniglichen Familien von Frankreich und Spanien durften sich nicht einmal
die franzoesischen Priester in diesen Theil der neuen Welt fluechten, wo der
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