Bohne des Cacaobaums
ein Getraenk bereitete. Die Wilden saugen das Mark der Huelse aus und werfen
die Samen weg, daher man dieselben oft in Menge auf ihren Lagerplaetzen
findet. Wenn auch an der Kueste der *Chorote*, ein ganz schwacher
Cacaoaufguss, fuer ein uraltes Getraenke gilt, so gibt es doch keinen
geschichtlichen Beweis dafuer, dass die Eingeborenen von Venezuela vor der
Ankunft der Spanier den Chocolat oder irgend eine Zubereitung des Cacao
gekannt haben. Wahrscheinlicher scheint mir, dass man in Caracas den
Cacaobaum nach dem Vorbild von Mexico und Guatimala angebaut hat, und dass
die in Terra Firma angesiedelten Spanier die Behandlung des Baums, der
jung im Schatten der Erythrina und des Bananenbaums aufwaechst, die
Bereitung der *Chocolate*-tafeln und den Gebrauch des Getraenks dieses
Namens durch den Verkehr mit Mexico, Guatimala und Nicaragua gelernt
haben, drei Laender, deren Einwohner von toltekischem und aztekischem
Stamme sind.
Bis zum sechzehnten Jahrhundert weichen die Reisenden in ihren Urtheilen
ueber den Chocolat sehr von einander ab. BENZONI sagt in seiner derben
Sprache, es sey ein Getraenk vielmehr "da porci, che da huomini." Der
Jesuit ACOSTA versichert, die Spanier in Amerika lieben den Chocolat mit
naerrischer Leidenschaft, man muesse aber an "das schwarze Gebraeue" gewoehnt
seyn, wenn einem nicht schon beim Anblick des Schaums, der wie die Hefe
ueber einer gaehrenden Fluessigkeit stehe, uebel werden solle. Er bemerkt
weiter: "Der Cacao ist ein Aberglauben der Mexicaner, wie der Coca ein
Aberglauben der Peruaner." Diese Urtheile erinnern an die Prophezeiung der
Frau von SEVIGNE hinsichtlich des Gebrauchs des Kaffees. HERNAN CORTEZ und
sein Page, der _gentilhombre del gran Conquistador_, dessen
Denkwuerdigkeiten RAMUSIO bekannt gemacht hat, ruehmen dagegen den Chocolat
nicht nur als ein angenehmes Getraenk, selbst wenn er kalt bereitet
wird,(63) sondern besonders als nahrhaft. "Wer eine Tasse davon getrunken
hat," sagt der Page des Hernan Cortez, "kann ohne weitere Nahrung eine
ganze Tagereise machen, besonders in sehr heissen Laendern; denn der
Chocolat ist seinem Wesen nach *kalt* und *erfrischend*." Letztere
Behauptung moechten wir nicht unterschreiben; wir werden aber bei unserer
Fahrt auf dem Orinoco und bei unsern Reisen hoch an den Cordilleren hinauf
bald Gelegenheit finden, die vortrefflichen Eigenschaften des Chocolats zu
ruehmen. Er ist gleich leicht mit sich zu fuehren und als Nahr
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