Mensch so leicht Unterhalt und Obdach findet. Jenseits des Oceans boten
allein die Vereinigten Staaten dem Unglueck eine Zufluchtsstaette. Eine
Regierung, die stark, weil frei, und vertrauensvoll, weil gerecht ist,
brauchte sich nicht zu scheuen die Verbannten aufzunehmen.
Wir haben frueher versucht ueber den Zustand des Indigo-, des Baumwollen-
und Zuckerbaus in der Provinz Caracas einige bestimmte Angaben zu machen.
Ehe wir die Thaeler von Aragua und die benachbarten Kuesten verlassen, haben
wir uns nur noch mit den Cacaopflanzungen zu beschaeftigen, die von jeher
fuer die Hauptquelle des Wohlstandes dieser Gegenden galten. Die Provinz
Caracas (nicht die _Capitania general_, also mit Ausschluss der Pflanzungen
in Cumana, in der Provinz Barcelona, in Maracaybo, in Barinas und im
spanischen Guyana) erzeugte am Schluss des achtzehnten Jahrhunderts
jaehrlich 150,000 Fanegas, von denen 30,000 in der Provinz und 100,000 in
Spanien verzehrt wurden. Nimmt man die Fanega, nach dem Marktpreis zu
Cadix, nur zu 25 Piastern an, so betraegt der Gesammtwerth der Cacaoausfuhr
aus den sechs Haefen der _Capitania general_ von Caracas 4,800,000 Piaster.
Der Cacaobaum waechst gegenwaertig in den Waeldern von Terra Firma noerdlich
vom Orinoco nirgends wild; erst jenseits der Faelle von Atures und Maypures
trafen wir ihn nach und nach an. Besonders haeufig waechst er an den Ufern
des Ventuari und am obern Orinoco zwischen dem Padamo und dem Gehette. Dass
der Cacaobaum in Suedamerika nordwaerts vom sechsten Breitegrad so selten
wild vorkommt, ist fuer die Pflanzengeographie sehr interessant und war
bisher wenig bekannt. Die Erscheinung ist um so auffallender, da man nach
dem jaehrlichen Ertrag der Ernten auf den Cacaopflanzungen in Cumana, Nueva
Barcelona, Venezuela, Barinas und Maracaybo ueber 16 Millionen Baeume in
vollem Ertrag rechnet. Der wilde Cacaobaum hat sehr viele Aeste und sein
Laub ist dicht und dunkel. Er traegt eine sehr kleine Frucht, aehnlich der
Spielart, welche die alten Mexicaner *Tlalcacahuatl* nannten. In die
Conucos der Indianer am Cassiquiare und Rio Negro versetzt, behaelt der
wilde Baum mehrere Generationen die Kraft des vegetativen Lebens, die ihn
vom vierten Jahr an tragbar macht, waehrend in der Provinz Caracas die
Ernten erst mit dem sechsten, siebenten oder achten Jahr beginnen. Sie
treten im Binnenlande spaeter ein als an den Kuesten: und im Thal von Guapo.
Wir fanden am Orinoco keinen Volksstamm, der aus der
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