teten Pinie, der die Rauchwolke des
Vesuvs wie zum Vorbild dient, hat man, doch dieses Mal mit Unrecht,
bezweifelt, dass sie eine echt italienische Pflanze sei. Und als wenn
andererseits auch der grosse Culturimpuls, welcher von der Entdeckung der
neuen Welt ausging, auf italienischem Boden in typischen Pflanzenformen
verkoerpert werden sollte, brachte er diesem die Agave und die Opuntie. Die
dornigen, blaugruenen Agaven, die stachligen, hellgruenen Opuntien, die so
gut zu dem felsigen Strande Italiens passen, als waeren sie fuer ihn von
jeher bestimmt gewesen, sind thatsaechlich erst im vierzehnten Jahrhundert
von Amerika an denselben gelangt. Capri vermag man sich ohne die "_Fichi
d'India_", deren abgeflachte Glieder sich in wunderbaren Kruemmungen ueber
die Mauern draengen, kaum vorzustellen, und doch sind diese Opuntien hier
eine moderne Erscheinung. Daher ist es ein Anachronismus, wenn die Agaven
und Opuntien in den Preller'schen Odysseebildern den Vordergrund der
Landschaft schmuecken. Die Schoenheit jener Bilder wird dadurch nicht
beeintraechtigt, und doch kann man sich bei der Betrachtung derselben einer
gewissen fremdartigen Empfindung nicht erwehren. Das historische
Rechtsgefuehl fuehlt sich verletzt und muss erst durch das aesthetische
Wohlgefallen beschwichtigt werden, welches diese so bedeutenden
Kunstschoepfungen erwecken.
Wie mag die Riviera ausgesehen haben, bevor die Cultur des Oelbaumes
begann, als noch Palmen und Cypressen fehlten und der Wohlgeruch der
Agrumi die Luft nicht erfuellte? - Sie war bedeckt mit immergruenen
Straeuchern, waehrend dichter Nadelwald die Hoehen kroente. Das Bild der
Vegetation musste ein ganz anderes sein; denn sein Aussehen war bestimmt
durch Gesammteffecte, waehrend der Charakter jener Landschaft, die wir
jetzt fuer die typisch italienische halten, auf dem wirksamen Hervortreten
einzelner ausgepraegter Pflanzenformen und deren plastischer Sonderung
beruht.
Waehrend noch in den Zeiten Alexander des Grossen, also im vierten
Jahrhundert vor Christus, die Griechen Italien als ein Land kannten, das
im Vergleich zu ihrem eigenen Lande und dem Orient einen ganz
urspruenglichen Charakter trug, konnte bereits Marcus Terentius Varro im
ersten Jahrhundert vor Christus, Italien mit einem grossen Garten
vergleichen. Plinius klagt ein Jahrhundert spaeter ueber den Luxus, der auch
im Gartenbau eingerissen sei. Die Gemuese wurden so gross gezogen, dass sie
der Tisch des Armen nicht mehr
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