zu fassen vermochte. Er fuehrt als Beispiel
die Spargeln an, von denen in Ravenna oft nur drei auf das roemische Pfund
(ca. 300 Gramm) gingen.
Dass in jenem Garten, in welchen Italien verwandelt worden war und der
orientalische Culturpflanzen vorwiegend barg, das roemische Volk sich
verweichlichen musste, ist nur zu klar. Es war das die Schattenseite jener
zu ueppig entwickelten Cultur, die in dem Uebermasse ihrer Entfaltung auch
die Keime ihres Untergangs trug.
Als ich Mentone naeher kam, begann der Mistral zu wehen und fegte maechtige
Staubwolken ueber die Strasse. In Garavan, im Schutze der Altstadt, wurde es
trotzdem fast windstill, so dass ich dort am spaeten Abend im anmuthigen
Garten des Hotel d'Italie noch sitzen konnte. Garavan wird eben durch den
Bergruecken, auf dem das alte Mentone steht, und durch die dichten
Haeusermassen dieser Stadt gegen den Westwind vollstaendig gedeckt und mit
Recht daher von Brustkranken bevorzugt. Seit vorigem Winter erhielt
Garavan einen eigenen Bahnhof, der fast eine zu grosse Erleichterung des
Verkehrs fuer diejenigen Wintergaeste schafft, die in Monte Carlo durch
schaedliche Aufregung beim Spiel, den Rest ihrer Gesundheit gefaehrden.
VIII.
Fast alle wichtigen Reiz- und Genussmittel des Pflanzenreichs dankt der
Culturmensch den wilden Voelkern. Da bei ihm selbst die Cultur das
instinctive Empfinden ganz zurueckdraengte, so kann er sich kaum noch
vorstellen, welche Eindruecke den Wilden bei der Wahl seiner Nahrungsmittel
geleitet haben. Er staunt, wenn ihn die Chemie belehrt, dass der Thee der
Chinesen, der Mate der Brasilianer, der Kaffee und die Khatpflanze der
Araber, die Chocolade der Azteken, die Kolanuesse der Neger im wesentlichen
dieselben Stoffe enthalten. Im La Mortola-Garten, bei Betrachtung der
Pflanzen, die jene Stoffe liefern, konnten wir die Verschiedenheit ihres
Aussehens feststellen. Irgend welches aeussere Abzeichen, das ihnen
gemeinsam waere, haben wir nicht entdeckt. Ein solches Abzeichen konnte
somit die Wahl des Wilden nicht leiten, als er diese traf. Er verfuhr
nicht anders wie das wilde Thier, das in Wald und Flur seiner Nahrung
nachgeht. Er war sich der Ursache seiner Wahl ebenso wenig bewusst.
Meist vor langer Zeit schon den Wilden abgewonnen, haben unsere Reiz- und
Genussmittel eine interessante Geschichte aufzuweisen.
In China ist der Theegenuss so alt, dass ein im zwoelften Jahrhundert
verfasstes Buch "Rhya
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