sehnte sich, hoeher hinaufzukommen, im Winde zu stehen und ueber das
aufgeruehrte Meer hinzuschauen. Schon von der ersten Anhoehe aus genoss sie
den Blick auf die Halden, wo die Leute das Heu zum Trocknen
ausbreiteten, ueber die Bucht, die Inseln, das Meer, das heute ganz
schwarz war und viele Segler und etliche Dampfer trug. Doch ueber ihr
machten die Kraehen einen schauderhaften Laerm; da sass man sicher zu
Gericht. Sie sah eine und die andere durch die Luft schiessen und weiter
gegen Norden zwischen den Huegeln verschwinden. Der Spektakel wurde immer
schlimmer, je hoeher sie kam. Da beeilte sie sich; vielleicht konnte sie
den Verbrecher retten. Ganz aufgeregt war sie, so dass es ihr kalt ueber
den Ruecken lief. Sie meinte, wenn sie um den naechsten Vorsprung herum
sei, muesse sie sie sehen koennen. Statt dessen sah sie, als sie den Kopf
hinuebersteckte, ein gut Stueck von ihr etwas weiter noerdlich einen Mann
auf dem Bauch liegen, direkt ueber den Haeusern. Das war Joergen Thiis!
Zuerst duckte sie sich; aber dann stieg ein froehliches Rachegefuehl in
ihr auf, und in diesem Gefuehl eilte sie schnell entschlossen hinan. Er
gewahrte sie und sprang verwirrt und beschaemt in die Hoehe, riss die Muetze
herunter, setzte sie wieder auf und wusste nicht, wo er hinsehen oder
sich hinwenden sollte. Sie kam langsam naeher und weidete sich an ihm.
Schon von weitem rief sie: "Auf die Art also gehen Sie auf
Jagd?--Vielleicht wollen Sie unsere Huehner schiessen?" Als sie naeher kam:
"Sie haben keinen Hund bei sich? Ach nein, unsere Huehner koennen Sie ja
auch ohne Hund schiessen. Oder haben Sie etwa ueberhaupt keinen Hund?"
"Doch,--aber heute bin ich nicht zum Jagen hergekommen. Ich habe genug."
Diese einfachen, sanftmuetigen Worte, bei denen er sie nicht anzusehen
wagte, warfen ihre Gefuehle ueber den Haufen. Sie wollte ihn nicht quaelen.
Sie hatte genug von der Tyrannei des Onkels gehoert.
Die Kraehen rasten schlimmer als bisher. "Hoeren Sie nur! Da wird Gericht
gehalten! Dass Sie dem armen Suender nicht zu Hilfe kommen!"--"Da haben
Sie wahrhaftig recht!" sagte er, froh, dass er loskam. Er bueckte sich
nach seinem Gewehr und lief davon. Sie hinterdrein. Erst eine kleine
Anhoehe hinan, dann den Weg entlang. Um zwei alte Baeume herum tobten die
grauen Richter; es waren ihrer Hunderte. Aber kaum erblickten sie einen
Mann mit einer Flinte, als sie kraechzend nach allen Seiten
auseinanderstoben. Ihre Aufgabe war beendet.
Und ric
|