icht glauben; aber als sie es begriff, warf sie
sich mit einem herzzerreissenden Schrei ueber ihn. Der fand im Zimmer
nebenan bei Frau Dawes einen Widerhall. Als sie dorthin eilten, lag sie
ohne Bewusstsein. Sie kam nachher so weit zu sich, dass sie die Zunge
bewegen konnte. Sie stammelte allerhand in einem krausen Englisch, das
keiner verstand;--der Arzt aber sagte, es sei mit ihr gewiss auch bald
aus. Der Vater war tot.
Mary klammerte sich an ihren Verstand, als halte sie ihn in ihren
Haenden. Jetzt galt es, jetzt galt es; nur nicht nachgeben. Nicht
schreien, nicht denken. Denn sie hatte ihn ja nicht getoetet! Es hiess:
fassen und begreifen, was die andern sagten, und dem Vorschlag
beistimmen, dass ihres Vaters Schwester geholt werden solle. Es galt,
ihrem eigenen Jammer nicht freien Lauf zu lassen, als sie die Trauer der
Tante sah. Es galt, es galt! "Hilf mir, hilf mir," schrie sie, "dass ich
nicht wahnsinnig werde!" Und zum Doktor sagte sie: "Ich habe ihn nicht
getoetet,--oder doch?"
Er schickte sie zu Bett, machte ihr kalte Umschlaege und verliess sie
nicht. Auch er versicherte, es gelte!
Erst als die kleine Nanna am andern Morgen frueh mit dem Hunde zu ihr kam
und der bei ihr im Bett liegen wollte, konnte sie weinen.
Im Lauf des Tages wurde es besser; denn durch das Telephon stroemte eine
so gewaltige Menge von Telegrammen ins Haus, und es war eine so
herzliche, oft tiefbewegte Teilnahme in ihnen ausgedrueckt, dass ihre
Trauer davor schmolz. Dieses Mitgefuehl, diese Bewunderung fuer ihren
Vater und der innige Wunsch, sie zu troesten und zu staerken, halfen ihr.
Durch die unvorsichtige Abschrift einer dieser telephonischen Depeschen
erfuhr sie, dass auch Frau Dawes tot war. Man hatte sich nicht getraut,
es ihr zu sagen. Aber die grosse allgemeine Teilnahme half ihr auch
darueber hinweg. Jetzt erst verstand sie die Teilnahme ganz. Alle ausser
ihr hatten gewusst, dass sie die beiden verloren hatte, und dass sie nun
ganz allein stand.
Am meisten erschuetterte sie ein Telegramm aus Paris, das folgenden
Wortlaut hatte: "Meine geliebte Mary! Wenn Dich in Deinem grossen Schmerz
das Bewusstsein troesten kann, dass Du bei mir ausruhen kannst, so bestimme
ueber mich; ich will mit Dir reisen, ich will zu Dir kommen, ganz wie Du
wuenschst! Treulich Deine Alice."
Sie ahnte, wer Alice benachrichtigt hatte.
Auch Joergen telegraphierte: "Wenn ich Dir im geringsten nuetzlich sein
oder Dich troesten kann, so komme ich
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