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dem Leben. Im Weiterschreiten durchdachte sie alles noch einmal. Sie wollte ihr Kind nicht verraten, nicht sich selbst retten, indem sie das Kind toeten liess. Es nicht zu fremden Leuten geben und dann verleugnen. Nicht leben ohne Selbstachtung. Wenn ein Bewerber kaeme--und sicher kaemen jetzt genau so viele wie frueher!--sollte sie es ihm dann gestehen? Oder schamlos verschweigen? Es gab nur eins, was sie mit Ehren tun konnte: mit ihrem Kinde zusammen untergehen. Zu nichts anderem fuehlte sie sich faehig. Aber das musste so geschehen, dass keiner etwas merke. Sie musste an einer Krankheit sterben; also hiess es, sich diese Todeskrankheit zuzuziehen. Das war sie sich selber schuldig. Denn sie war sich heute genau so sicher wie an jenem Abend, als sie zu Joergen hineinging, dass sie nicht deswegen ungluecklich zu werden verdiene. Es war ein ungeheurer Irrtum, ja;--aber daran war sie unschuldig. Es war gewiss auch stark mit Naturtrieb verquickt gewesen,--trotzdem war es eine Handlung, deren sie sich nicht schaemte. Sie war es sich selber schuldig, mit dem unverkuerzten Mitgefuehl aller zu sterben, die sie je gekannt hatte. Sie war das auch denen die in ihr die erste von allen gesehen hatten. Sie hatte nicht illoyal den Glauben dieser Menschen an sich aufs Spiel gesetzt. Jetzt war sie vorn auf der Landzunge, und der fuerchterliche Kampf, der hier begann, wurde unversehens zu einem Kampf um dies eine. Es war, als wollten alle Maechte der Welt ihr die Selbstachtung entreissen und sie verdammen. Hier war offnes Meer und meilenweit her rollten die Wogen in wachsender Empoerung heran. Wenn sie dann am Felsen anprallten, spruehten sie meterhoch auf. Die allerhoechsten kamen mit den letzten, schneidenden Spritzern bis zu ihr hinauf. "Da hast Du's! Da hast Du's!" Und der Sturm, der gegen die zerrissene Felsenkante anraste, wollte sie durch die Macht des Luftdrucks herunterreissen. Obschon der Regenmantel die Kleider gut zusammenhielt, war's doch, als wolle der Sturm sie ihr vom Leibe herunterziehen: "Steh nackt in Deiner Schande, in Deiner Schande!" Aber das rasende Schaeumen der Wogen schuechterte sie nicht ein, sich schuldig zu fuehlen, auch der Sturm konnte sie nicht bis an die Eisenstange treiben und vielleicht gar hinueber. Sie bueckte sich, ja sie musste bei den schlimmsten Stoessen stillstehen; aber dann ging's wieder weiter, und sie hielt ihren Weg ein. "Ich gebe meinen Ehrenkranz nicht her,--ich will mit ihm s
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