See oder war sie ganz
verschwunden, so wuerden alle sagen, sie habe den Tod gesucht--und dann
auch nach dem Grunde forschen.
Jetzt aber hoerte sie durch die Dunkelheit den alten Finnenhund bellen.
Ganz nahebei. Sie war schneller gegangen, als sie gedacht hatte, sie war
ja schon beim Nachbargehoeft, Jetzt sah sie auch die Lichter.
Schon der Gedanke, einem Wesen zu begegnen, das an ihr hing, bewegte
sie. Sie liebte das Leben. Sie glaubte selbst nicht mehr, dass sie so
untauglich zum Leben sei. Als diese wohlbekannte Stimme aus dem Dunkel
nach ihr rief, war ihr zumut, wie einem Schiffbruechigen, der am Ufer
Menschen sieht.
Als sie ueber das Gehoeft ging, verliess der Hund seinen Posten und kam
klaeffend, schweifwedelnd und triefend heran, um sich seine Begruessung zu
holen. Sie strich ihm dreimal zum Abschied ueber den Kopf und eilte
weiter. Kurz darauf hoerte sie ihn wieder bellen, aber anders, viel
heftiger. Sie musste unwillkuerlich an Joergen denken. Wie ueberhaupt auf
dieser ganzen letzten Wegstrecke, die sonst nur ihrem Vater geweiht
gewesen war. Wie hundertmal war sie hier von klein auf mit ihrem Vater
gegangen und geradelt. Jetzt war auch das von Joergen verschandelt. Sie
konnte hier nicht mehr ohne ihn gehen. Keinen Schritt in ihrem Leben
mehr ohne ihn.
Sie blickte unwillkuerlich nach oben, aber Himmel war nicht zu sehen.
Ganz erschoepft ruestete sie sich, den letzten Huegelruecken zu
ueberschreiten. Sie passierte ihn gedankenlos, ohne das Gefuehl, dass es
das letztemal war; aber auch ohne Bangen.
Das, worauf sie jetzt geradenwegs zuging, stand so fest in ihren
Gedanken wie der Weg unter ihren Fuessen. Der fuehrte ueber die Feldmark
von Krogskog auf die Landungsbruecke. Es war so finster, dass ihre Augen,
die sich jetzt doch an die Dunkelheit gewoehnt hatten, die weissen Mauern
der Kapelle erst dicht an der Landungsbruecke wahrnahmen. Ihre Gedanken
schweiften hinueber zu den Graebern auf dem Kirchhof; aber gleich kamen
sie zurueck, um sich zu sammeln fuer das Ziel ihrer Wanderung. Ohne Zoegern
setzte sie den Fuss auf die Bruecke und ging hinunter. Hier draeute kein
Orkan, hier peitschte ihr kein Regen ins Gesicht; die beiden waren zu
freundlich gesinnten Maechten geworden, sowie sie den Boden von Krogskog
betreten hatte. Die Hoehen und die Inseln boten hier Schutz. Unter andern
Umstaenden haette sie eine Erleichterung gefuehlt, und vielleicht den
Frieden in dem heimischen Hafen empfunden,--jetzt war j
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