rlobt gewesen?"--"Doch."--Da sagte Margrete
rasch und freudig: "Aber Sie haben die Verlobung aufgehoben?"--Mary
nickte.--"Das wird manchem eine Freude bereiten; Joergen Thiis ist Ihrer
nicht wuerdig." Das schien Mary nicht in Erstaunen zu setzen. "Sie wissen
etwas?" fragte sie.--"Ein Frauenarzt, liebes Fraeulein, weiss mehr, als er
erzaehlen kann."--"Aber ich glaube doch, er hat mich geliebt", sagte
Mary, um sich zu entschuldigen.--"Das haben wir alle gemerkt",
antwortete Margrete. "Er liebte Sie sicher mehr als je eine zuvor." Und
sie fuegte hinzu: "Das war nicht zu verwundern ... Aber in Kristiania
habe ich ein junges, suesses Maedel gekannt, die damals seine Einzige war!
Sie war ganz aus dem Haeuschen, und da sie sich nicht heiraten konnten,
gab sie sich ihm hin."--"Was tat sie?" Mary schrak auf; hatte sie recht
gehoert? Es stuermte draussen so sehr, dass man einander schwer verstehen
konnte. Margrete wiederholte deutlich und mit Betonung: "Sie war ein
warmherziges Ding und glaubte, sie sei wirklich seine Einzige."--"Sie
konnten sich nicht heiraten?"--"Sie konnten sich nicht heiraten. Da gab
sie sich ihm hin."
Mary fuhr in die Hoehe, blieb aber stehen. Sie hatte etwas sagen wollen,
hielt aber inne.
"Erschrecken Sie nicht so, Fraeulein Krog, das ist nichts Seltenes." Bei
dieser Auslegung war es Mary, als sinke sie in eine tiefere Klasse
herab. Sie setzte sich langsam wieder hin. "Sie haben gewiss in solchen
Dingen gar keine Lebenserfahrung, Fraeulein Krog."--Mary schuettelte den
Kopf.--"Dann wundert es mich, dass Sie beizeiten von Joergen Thiis
losgekommen sind; der hat Routine."--Mary antwortete nicht. "Wir nahmen
an, Sie wuerden noch vor dem Herbst heiraten. Besonders als Ihr Vater und
Frau Dawes krank wurden."--"Das wollten wir auch, aber es stellte sich
als unmoeglich heraus."
Margrete konnte nicht ergruenden, was hinter dieser raetselhaften Antwort
steckte. Aber sie sagte mit forschenden Augen: "Da wuchs wohl seine
Begierde ganz bedeutend?"--Es bebte in Mary, aber sie zwang es nieder.
"Sie scheinen ihn zu kennen?"--Margrete bedachte sich eine Weile: "Ja,"
sagte sie, "ich bin ja aelter als Sie,--auch aelter als er. Aber--zu
meiner Schande sei's gesagt,--in Kristiania vergaffte ich mich auch in
ihn. Das merkte er--und versuchte sein Heil." Sie lachte.
Mary wurde bleich, sie erhob sich und trat ans Fenster. Draussen
peitschten Sturm und Regen mit wachsender Gewalt gegen die Scheiben; sie
mussten jetzt ganz l
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