er nicht einem so unerhoerten Ueberfall auf sich
selbst--und auf sie--unterliegen koennen!
In diesen ganzen Jahren war er also von Begierde entflammt gewesen?
Seine Huldigungen, seine Ehrerbietigkeit, seine steten Bemuehungen um
sie--war das alles Rauch aus dem unterirdischen Krater? Der eines
schoenen Tages lohende Steine und gluehende Asche ausspeit!
Also Joergen Thiis war gefaehrlich? Er wurde nicht kleiner dadurch; er
stieg! Der Zwang, den er sich auferlegt hatte--ihr zu Ehren, war
loeblich! Wenn die Versuchung eines Tages den rebellischen Kraeften das
Tor oeffnete--konnte sie ihm deswegen eigentlich boese sein?
Den ganzen uebrigen Tag, ja noch als sie sich auszog, dachte sie darueber
nach. Am aendern Tage fasste sie den Entschluss, jetzt muesse es ein Ende
haben. Es wurde etwas in ihr aufgewuehlt, das sie schon einmal
zurueckgedaemmt hatte; das Tempo durfte nicht unterbrochen werden, in dem
sie sich ihr Leben einzurichten wuenschte. Deshalb nahm sie ihre Arbeit
energischer als je wieder auf, ja sie machte sich noch mehr zu schaffen.
Sie sah naemlich die Buecher ihres Vaters und die losen Aufzeichnungen
durch (deren es reichlich viele gab!), sie wollte Klarheit haben, wie
die Dinge im ganzen standen. Er hatte doch auch hier Vermoegen, und er
konnte unmoeglich alles verbraucht haben, was er aus Amerika bekommen
hatte. Aber sie fand das Gesuchte nicht. Den Vater durfte sie nicht
damit behelligen, und Frau Dawes wusste nicht Bescheid.
Aber so eifrig sie bei der Sache war,--etwas vom gestrigen Tage schlich
sich hinein. Joergen hatte natuerlich baden wollen, nach dem Bade
heraufkommen und sie begruessen. Nach dem, was vorgefallen war, kam er
nicht. Kam er ueberhaupt wieder? Ohne besonders aufgefordert zu sein? Er
hatte sich ja einstweilen zur Genuege verrannt. Sie hoerte an den
folgenden Tagen in der Umgegend schiessen. Manche sagten auch, es werde
in groesserer Entfernung geschossen. Aber er kam am zweiten Tage nicht,
kam am dritten nicht und am vierten auch nicht. Ihr gefiel das.
Weil ihre Gedanken so oft auf den Hoehen und im Walde waren, stieg sie
eines Tages kurz vor dem Mittagessen hinauf. In der letzten Haelfte des
August ist der Wetterumschlag im suedlichen Norwegen haeufig sehr krass. Es
war jetzt kalt; sie empfand es als eine Erfrischung, im Nordwind, der
sie umspielte, bergan zu steigen. Sie stieg etwas unterhalb der Haeuser
hinauf, da ging es leichter. Sie kletterte rasch, sie war daran gewoehnt
und
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