kam, um ihm zu sagen, dass jetzt einer baldigen Heirat nichts mehr im
Wege stehe. Jetzt haetten sie ja Vermoegen. Der Vater brachte unter grossen
Schwierigkeiten heraus, das habe er auch schon gedacht. Seine Augen und
die eine Hand sagten das uebrige; dass er naemlich nichts lieber sehe.
Aber als sie dasselbe zu Frau Dawes sagte und hinzufuegte, sie habe
eigentlich Lust, gleich nach Stockholm zu fahren, um diesen Vorschlag zu
machen (Joergens Name wurde nicht genannt), da gewann Frau Dawes die alte
Geistesschaerfe wieder, richtete sich im Bett auf und fing laut zu
weinen an. Nun verlor Mary den Mut, warf sich ueber das Bett und
fluesterte: "So ist es, Tante Eva!" Sie weinte die verzweifeltsten Traenen
ihres Lebens. Aber als Frau Dawes' Kummer dadurch immer groesser wurde,
hob Mary den Kopf: "Liebe Tante, Vater kann uns ja hoeren!"--Sie daempften
ihre Stimmen ein wenig; Frau Dawes aber versicherte unter Traenen, dies
sei ja ihre eigene Geschichte! Erst als ihr Verlobter sie soweit gehabt
habe, sei ihr klar geworden, was fuer ein erbaermlicher Kerl er war; "aber
da mussten wir uns eben heiraten. Da siehst Du, Kind, wie wir Frauen
sind; wir werden nie klug."--
"Oh dass Ihr diesen Menschen in mein Leben hineinziehen musstet!" jammerte
Mary. "Ich fuehlte es instinktmaessig, dass ich ihn mir fernhalten muesse;
aber Ihr schlugt alle Bedenken zu Boden." Nach einer Weile: "Nein, so
musst Du das nicht auffassen, Tante Eva; ich mache Euch keine Vorwuerfe.
Was nuetzt jetzt auch alles Jammern? Hier bleibt nur eins: sich mit
geschlossenen Augen hineinstuerzen."
Darin stimmte ihr Frau Dawes voellig bei. "Dann machst Du es wie ich:
wenn die Ehre gerettet ist, laesst Du Dich von ihm scheiden."--"Nein, das
tue ich nicht. Dann haben wir etwas, das uns aneinander bindet.--O Gott,
o Gott!" sie jammerte, klammerte sich an ihre alte Freundin und
erstickte ihren Verzweiflungsschrei in den Kissen. Frau Dawes sass
hilflos da und stuetzte sie. "Das verstehe ich nicht", sagte sie. Da hob
Mary rasch den Kopf: "Das verstehst Du nicht? Gerade um mich zu binden,
hat er es getan. Er kannte mich." Wieder warf sie sich verzagt und
verzweifelt ueber das Bett. Zwischen den Ausbruechen oder vielmehr als
einen Teil dieser Ausbrueche hoerte man die Worte: "Es gibt keinen Ausweg!
Es gibt keinen Ausweg!"
Frau Dawes hatte nicht die Kraft und nicht den Mut, bei soviel Leid nach
Worten zu suchen.
Es musste sich austoben. Bis die Empoerung sich abkuehlte.
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