rauste es in ihr
auf; sie war an anderes gewoehnt.
Auch in ihrem Blut brauste es. Sie hatte ihre Ruhe verloren. In der
Erinnerung erschien ihr Joergen nicht abstossend. Die Atmosphaere, die ihn
umgab, schien ihr sogar sympathisch.
Dass ein Schlaganfall den Vater aufs Krankenlager geworfen hatte, und
dass Joergen gerade anwesend war, und dass er dem Vater willkommen
war,--knuepfte das kein Band? War das nicht wie Schicksal?
An Joergens Seite in Stockholm[1] aufzutreten und spaeter weiter in die
Welt gesandt zu werden,--einen naturgemaesseren Abschluss ihres
Wanderlebens, eine vielseitigere Verwendung dessen, was sie dabei
gelernt hatte, konnte man sich schwer vorstellen.
Onkel Klaus musste helfen. Gruendlich helfen. Sie war sich ihrer Macht
ueber Onkel Klaus bewusst.--
"Kurz und gut, liebe Tante Eva," sagte sie eines Tages, als sie neben
ihr am Bett sass und mit ihr plauderte: "Du kannst an Joergen schreiben."
[Footnote 1: Schweden und Norwegen hatten damals ein gemeinsames
Ministerium des Auswaertigen.]
* * * * *
Mary stand selbst auf der Bruecke, als das Boot anlegte. Es war am
Sonnabend nachmittag, und wer irgend konnte, floh aus der Stadt, um die
letzten Herbsttage im Freien zu geniessen. Es war ein schoener Tag. Im
suedlichen Norwegen hat man solche Tage oft bis tief in den September
hinein. Mary war in Blau und hatte einen blauen Sonnenschirm, mit dem
sie Joergen und ein paar Freundinnen winkte, die neben ihm standen. Alle
Leute an Bord kamen nach der Landungsseite herueber, um zuzusehen.
Sowie Joergen neben ihr stand, fuehlte er, dass er vorsichtig sein muesse.
Er erriet, dass sie ihn nur deshalb hier unten in Empfang nahm, damit ihr
Zusammentreffen nicht intim ausfallen koenne.
Auf dem Wege nach oben sprachen sie ueber die Schwalben, die sich jetzt
zum Aufbruch ruesteten, ueber den Verwalter, der kuerzlich einen maechtigen
Adler geschossen hatte, ueber das Schreibbrett, das fuer Frau Dawes
konstruiert worden war, ueber die gute Grummeternte, ueber die Obst-und
die Futterpreise.--Drinnen im Flur lief sie ihm mit einem kurzen
"Verzeihung!" weg. Sie flog die Treppe hinauf. Der Bursche, der Joergens
Koffer brachte, trat hinter ihnen in die Tuer; Joergen und er standen da
und wussten nicht wohin. Da hoerten sie Marys Stimme von oben: "Bitte
hierher!" Sie gingen hinauf. Sie oeffnete das Fremdenzimmer, das neben
ihrem eigenen lag, und liess den Burschen den Koffer dahi
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