des daenischen
Theaters, "beobachten die Englaender, die sich keiner Einheit des Ortes
ruehmen, dieselbe grossenteils viel besser als die Franzosen, die sich
damit viel wissen, dass sie die Regeln des Aristoteles so genau
beobachten. Darauf koemmt gerade am allerwenigsten an, dass das Gemaelde der
Szenen nicht veraendert wird. Aber wenn keine Ursache vorhanden ist, warum
die auftretenden Personen sich an dem angezeigten Orte befinden und nicht
vielmehr an demjenigen geblieben sind, wo sie vorhin waren; wenn eine
Person sich als Herr und Bewohner eben des Zimmers auffuehrt, wo kurz
vorher eine andere, als ob sie ebenfalls Herr vom Hause waere, in aller
Gelassenheit mit sich selbst oder mit einem Vertrauten gesprochen, ohne
dass dieser Umstand auf eine wahrscheinliche Weise entschuldiget wird;
kurz, wenn die Personen nur deswegen in den angezeigten Saal oder Garten
kommen, um auf die Schaubuehne zu treten: so wuerde der Verfasser des
Schauspiels am besten getan haben, anstatt der Worte 'der Schauplatz ist
ein Saal in Climenens Hause' unter das Verzeichnis seiner Personen zu
setzen: 'der Schauplatz ist auf dem Theater'. Oder, im Ernste zu reden,
es wuerde weit besser gewesen sein, wenn der Verfasser nach dem Gebrauche
der Englaender die Szene aus dem Hause des einen in das Haus eines andern
verlegt und also den Zuschauer seinem Helden nachgefuehret haette, als dass
er seinem Helden die Muehe macht, den Zuschauern zu Gefallen an einen
Platz zu kommen, wo er nichts zu tun hat."
[2] On met des rideaux qui se tirent et retirent, pour faire que les
Acteurs paraissent ei disparaissent selon la necessite du Sujet--ces
rideaux ne sont bons qu'a faire des couvertures pour berner ceux qui les
ont inventes, et ceux qui les approuvent. Pratique du Theatre. Liv.
II. chap. 6.
----Fussnote
Fuenfundvierzigstes Stueck
Den 2. Oktober 1767
2. Nicht weniger bequem hat es sich der Herr von Voltaire mit der Einheit
der Zeit gemacht. Man denke sich einmal alles das, was er in seiner
"Merope" vorgehen laesst, an einem Tage geschehen, und sage, wieviel
Ungereimtheiten man sich dabei denken muss. Man nehme immer einen
voelligen, natuerlichen Tag; man gebe ihm immer die dreissig Stunden, auf
die Corneille ihn auszudehnen erlauben will. Es ist wahr, ich sehe zwar
keine physikalische Hindernisse, warum alle die Begebenheiten in diesem
Zeitraume nicht haetten geschehen koennen; aber desto mehr moralische. Es
ist freilich nicht unmoeglic
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