t sie doch so anders wie sie hier sind. Und so schoen,
Mutter, oh, so schoen," rief er schnell aufbringend, die alte Frau
stuermisch umarmend, "so schoen, wenn Sie sie sehen wuerden, Sie wuerden sie
auch lieben, und sie ist so sanft, sie wuerde Ihnen eine zaertliche und
gehorsame Tochter sein,--sie, die selbst keine Mutter mehr hat, bei
ihrem Vater aufgewachsen ist, die leitende Hand der Mutter schmerzlich
entbehrend, wie sie mir so oft gesagt hat."
Die alte Frau ordnete die Baender ihrer Haube, welche durch die
stuermische Umarmung ihres Sohnes etwas zerknittert waren. Mit
freundlichem, zufriedenem Schmunzeln sah sie den gluehend erregten jungen
Mann an und sagte:
"Nun das ist ja eine gute Nachricht, und ich begreife nicht, warum Du
mir das nicht frueher mitgetheilt hast; Du bist ja laengst in dem Alter,
Dich zu verheirathen, Du kannst eine Frau ernaehren,--dass Deine Wahl auf
keine Unwuerdige gefallen, davon bin ich ueberzeugt. Ich werde aelter und
aelter, und der Hof hier bedarf einer jungen und ruestigen Hausfrau."
Ihr Sohn blickte truebe zu Boden.
"Das ist es ja eben, Mutter," sagte er mit leiser Stimme, "was mir so
viele Sorge gemacht und mir so lange den Mund verschlossen hat. Ich
weiss, wie Sie und namentlich der Oheim an dem Hof und an der Heimath
haengen und nun--sehen Sie, meine Braut haengt eben so sehr an ihrer
Heimath, sie ist die einzige Tochter ihres Vaters, die Erbin seines
Geschaefts, eines grossen Holzhandels, und sie wuenscht so dringend, dass
ich zu ihr nach Frankreich kommen moechte, um dort das Geschaeft ihres
Vaters zu uebernehmen und fortzufuehren,--ich habe ihr das auch
versprochen," fuhr er ohne aufzublicken fort,--"als ich bei ihr war,
schien mir das so leicht, und nun ich wieder hierher gekommen bin, nun
ich wieder unter Euch lebe, nun ich wieder den alten Garten und die
alten Felder sehe, da fuehle ich," sagte er mit zitternder Stimme, "wie
schwer es Ihnen werden muesste, mit mir fortzuziehen in ein fremdes Land
oder hier zu bleiben,--durch weite Entfernungen von mir getrennt."
Die Alte sah einen Augenblick schmerzlich bewegt vor sich nieder, sie
strich langsam die Falten ihrer weissen Schuerze glatt, als wolle sie
ihre Gedanken und Gefuehle ordnen und glaetten wie diese Falten. Dann
legte sich ein heiteres und ruhiges Laecheln um ihre Lippen, freundlich,
beinahe stolz und gluecklich sah sie ihren Sohn an und sagte.
"Gott fuegt die Schicksale der Menschen nach seinem Wohlgefallen
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