Vielleicht," sagte sie, wie von einem Gedanken erfasst,
"erwartet ihr Vater erst die bestimmte Mittheilung von der Einwilligung
Deiner Angehoerigen, bevor er ihr erlaubt, zu schreiben,--ja, ja," sagte
sie, "so wird es sein; und ich muss sagen," fuhr sie immer
zuversichtlicher und heiterer fort, "ich wuerde ihrem Vater ganz Recht
geben,--er weiss ja nichts von Deiner Familie, und Du hast ihm auch noch
nicht sagen koennen, dass dieselbe mit Deiner Wahl einverstanden ist."
"Ja" sagte der junge Mann sinnend, "so koennte es sein--das waere
moeglich"--und wie getroestet durch den von seiner Mutter angeregten
Gedanken, richtete er sich empor und ging einige Male im Zimmer auf und
nieder.
"Ich will es Ihnen ganz ueberlassen, Mutter," sagte er dann, "mit dem
Oheim zu sprechen. Ich weiss ja, Sie werden es viel besser und
geschickter machen, als ich,--aber nun erlauben Sie mir auch, meiner
Geliebten sogleich zu schreiben, dass Sie wenigstens mit meiner Wahl
einverstanden sind. Und nicht wahr," fuegte er schmeichelnd ueber das
Gesicht der alten Frau streichelnd, hinzu, "Sie werden einige
freundliche Worte unter meinen Brief schreiben--sie versteht zwar nicht
deutsch, aber sie wird schon Jemanden finden, der ihr das uebersetzt, und
dann wird ihr Vater sehen, dass auch hier Alles in Ordnung ist, und wird
ihr erlauben, mir zu antworten."
Die alte Frau versprach ihm laechelnd, seiner Geliebten zu schreiben, und
dann setzte er sich zu ihr und plauderte lange mit ihr, und er erzaehlte
von seiner Geliebten, ihren schoenen treuen Augen--ihrer suessen Stimme,
von dem alten Hause in St. Dizier, von den kreidereichen Weinbergen der
Champagne und von den gruenen Ufern der Marne,--er malte ihr so
glueckliche freundliche Bilder der Zukunft aus, wie sie dort bei ihm
leben wuerde, wie seine Luise sie pflegen und wie sie dann die kleinen
Enkel hueten und erziehen wuerde, dass die alte Frau ganz selig und stolz
sich mit ihm in diese lieblichen Zukunftstraeume vertiefte.
* * * * *
Wieder waren dann mehrere Wochen vergangen, er hatte seinen Brief mit
der Nachschrift seiner Mutter abgesendet.
Die Alte hatte dann mit ihrem Bruder ueber die Sache gesprochen. Es
hatte einen grossen Sturm gegeben. Der alte Niemeyer war einige Tage in
finsterm Brueten schweigend einher gegangen, dann hatte er heftig
gescholten ueber junge Leute, die auf Abenteuer hinauszoegen in ferne
Laender und den Sinn und die Liebe fuer die Hei
|