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reichlich eine klebrigte, ziemlich dicke Milch aus, die durchaus nichts
Scharfes hat und sehr angenehm wie Balsam riecht. Man reichte uns welche
in den Fruechten des Tutumo oder Flaschenbaums. Wir tranken Abends vor
Schlafengehen und frueh Morgens viel davon, ohne irgend eine nachtheilige
Wirkung. Nur die Klebrigkeit macht diese Milch etwas unangenehm. Die Neger
und die Freien, die auf den Pflanzungen arbeiten, tunken sie mit Mais- und
Maniocbrod, *Arepa* und *Cassave*, aus. Der Verwalter des Hofs versicherte
uns, die Neger legen in der Zeit, wo der Palo de Vaca ihnen am meisten
Milch gibt, sichtbar zu. Bei freiem Zutritt der Luft zieht der Saft an der
Oberflaeche, vielleicht durch Absorption des Sauerstoffs der Luft, Haeute
einer stark animalisirten, gelblichen, faserigen, dem Kaesestoff aehnlichen
Substanz. Nimmt man diese Haeute von der uebrigen waesserigen Fluessigkeit ab,
so zeigen sie sich elastisch wie Cautschuc, in der Folge aber faulen sie
unter denselben Erscheinungen wie die Gallerte. Das Volk nennt den
Klumpen, der sich an der Luft absetzt, *Kaese*; der Klumpen wird nach fuenf,
sechs Tagen sauer, wie ich an den kleinen Stuecken bemerkte, die ich nach
Nueva Valencia mitgebracht. In einer verschlossenen Flasche setzte sich in
der Milch etwas Gerinsel zu Boden, und sie wurde keineswegs uebelriechend,
sondern behielt ihren Balsamgeruch. Mit kaltem Wasser vermischt gerann der
frische Saft nur sehr wenig, aber die klebrigten Haeute setzten sich ab,
sobald ich denselben mit Salpetersaeure in Beruehrung brachte. Wir schickten
Fourcroys in Paris zwei Flaschen dieser Milch. In der einen war sie im
natuerlichen Zustand, in der andern mit einer gewissen Menge kohlensauren
Natrons versetzt. Der franzoesische Consul auf der Insel St. Thomas
uebernahm die Befoerderung.
Dieser merkwuerdige Baum scheint der Kuestencordillere, besonders von
Barbula bis zum See Maracaybo, eigenthuemlich. Beim Dorf San Mateo und nach
Bredemayer, dessen Reisen die schoenen Gewaechshaeuser von Schoenbrunn und
Wien so sehr bereichert haben, im Thal von Caucagua, drei Meilen von
Caracas, stehen auch einige Staemme. Dieser Naturforscher fand, wie wir,
die vegetabilische Milch des _Palo de Vaca_ angenehm von Geschmack und von
aromatischem Geruch. In Caucagua nennen die Eingeborenen den Baum, der den
naehrenden Saft gibt, *Milchbaum, *_Arbol del leche_. Sie wollen an der
Dicke und Farbe des Laubs die Baeume erkennen, die am meisten Saft geben,
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