sein Schmerzenslager zum erstenmal verliess, in Begleitung seiner
Freunde den ersten Gang durch die Zelte. Drei von den sieben vormals
menschenwimmelnden Lagern waren voellig veroedet und aufgegeben: auch die
uebrigen vier waren nur noch spaerlich bevoelkert. Todmuede, ohne Klage, aber
auch ohne Hoffnung, lagen die abgemagerten Gestalten, von Hunger und
Fieber verzehrt, vor ihren Zelten.
Kein Zuruf, kein Gruss erfreute den wackern Koenig auf seinem
schmerzensreichen Gang: kaum dass sie die mueden Augen aufschlugen bei dem
Schall der nahenden Schritte.
Aus dem Innern der Zelte drang das laute Stoehnen der Kranken, der
Sterbenden, die den Wunden, dem Mangel, den Seuchen erlagen. Kaum fand man
die hinlaengliche Zahl von Gesunden, die noetigsten Posten zu beziehen. Die
Wachen schleppten die Speere hinter sich her, zu matt, sie aufrecht oder
auf der Schulter zu tragen.
Die Heerfuehrer kamen an die Schanzen vor dem aurelischen Thor; im
Wallgraben lag ein junger Schuetz und kaute an dem bittern Gras. Hildebad
rief ihm zu: "Beim Hammer! Gunthamund, was ist das? deine Sehne ist ja
gesprungen, was ziehst du keine andre auf?" - "Kann nicht, Herr, die Sehne
sprang gestern bei meinem letzten Schuss. Und ich und die drei Bursche
neben mir, wir haben die Kraft nicht, eine neue aufzuziehen." Hildebad gab
ihm einen Trunk aus seiner Lederflasche: "hast du auf einen Roemer
geschossen?" "O nein, Herr," sagte der Mann, "eine Ratte nagte dort an der
Leiche. Ich traf sie gluecklich und wir teilten sie zu viert."
"Iffaswinth, wo ist dein Oheim Iffamer?" fragte der Koenig. "Tot, Herr.
Er fiel hinter dir, als er dich hinwegtrug. Vor dem verfluchten
Marmorgrab."
"Und dein Vater Iffamuth?" - "Auch tot. Er vertrug's nicht mehr, das
giftige Wasser aus den Pfuetzen. Der Durst, Koenig, brennt noch heisser als
der Hunger. Und es will ja nicht regnen aus diesem bleiernen Himmel." "Ihr
seid alle aus dem Athesisthal?" "Ja, Herr Koenig, vom Iffinger-Berg. O
welch koestlich Quellwasser dort daheim!"
Teja sah in einiger Entfernung einen andern Krieger aus seiner Sturmhaube
trinken. Seine Zuege verfinsterten sich noch mehr. "He du, Arulf!" rief er
ihm zu, "du scheinst nicht Durst zu leiden?" - "Nein, ich trinke oft,"
sprach der Mann. "Was trinkst du?" - "Das Blut von den Wunden der
Frischgefallnen. Anfangs ekelt's sehr: aber man gewoehnt's in der
Verzweiflung."
Schaudernd schritt Witichis weiter. "Schick' all' meinen Wein ins Lager,
Hildebad
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