erich, mein Herr und Koenig, wo bist du? Unter deinem
Scepter hatten wir vollauf. - Da kamen die Armen und Siechen nicht zu
kurz. Aber dieser Unglueckskoenig ... -"
"Schweig," sprach Mataswintha, "der Koenig, mein Gemahl" - und hier flog
ein wunderschoenes Rot ueber ihre Wangen - "thut mehr als ihr verdient.
Wartet hier, ich schaffe euch Brot. Folge mir, Aspa."
Und rasch schritt sie hinweg. "Wohin eilst du?" fragte die Sklavin
staunend.
Und Mataswintha schlug den Schleier ueber ihr Antlitz, als sie antwortete:
"Zum Koenig!"
Als sie das Vorgemach des Witichis erreicht, bat sie der Thuersteher, der
sie mit Befremden erkannte, zu verweilen. "Ein Abgesandter Belisars habe
geheime Audienz: er sei schon lange im Gemach und werde es bald
verlassen."
Da oeffnete sich die Thuere: - und Prokop stand zoegernd auf der Schwelle.
"Koenig der Goten," sprach er, sich nochmals wendend, "ist das dein letztes
Wort?" - "Mein letztes, wie's mein erstes war," sprach der Koenig voller
Wuerde. - "Ich goenne dir noch Zeit: - ich bleibe noch bis morgen in
Ravenna." - "Von jetzt an bist du mir als Gast willkommen, nicht mehr als
Gesandter." - "Ich wiederhole: faellt die Stadt mit Sturm, so werden alle
Goten, die hoeher als Belisars Schwert, getoetet - er hat's geschworen! -
Weiber und Kinder als Sklaven verkauft - Du begreifst: Belisar kann keine
Barbaren brauchen in _seinem_ Italien - Dich mag der Tod des Helden
locken: aber bedenke die Hilflosen - ihr Blut wird vor Gottes Thron -" -
"Gesandter Belisars, ihr steht in Gottes Hand wie wir; lebwohl." Und so
maechtig wurden diese Worte gesprochen, dass der Byzantiner gehen musste, so
ungern er es that. Die schlichte Wuerde dieses Mannes wirkte stark auf ihn.
Aber auch auf die Lauscherin.
Als Prokop die Thuere schloss, sah er Mataswintha vor sich stehn und trat
bewundernd einen Schritt zurueck, geblendet von soviel Schoenheit.
Ehrerbietig begruesste er sie. "Du bist die Koenigin der Goten!" sagte er,
sich fassend, "du musst es sein."
"Ich bin's!" sagte Mataswintha, "haett' ich das nie vergessen." Und stolz
rauschte sie an ihm vorueber.
"Augen haben diese Germanen, Maenner und Weiber," sagte Prokop im
Hinausgehen, "wie ich sie nie gesehen."
Zwanzigstes Kapitel.
Mataswintha war inzwischen ungemeldet bei ihrem Gatten eingetreten.
Witichis hatte alle Gemaecher, welche die Amalungen, Theoderich,
Athalarich, Amalaswintha bewohnt, (sie lagen im Mitt
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