Vierundzwanzigstes Kapitel.
Am andern Morgen schon sahen die Ravennaten mit Staunen Prokop, Johannes,
Demetrius, Bessas, Acacius, Vitalius und eine Reihe andrer belisarischer
Heerfuehrer in den Palast des Koenigs ziehen. Sie berieten dort mit ihm die
naeheren Bedingungen und die Formen der Uebergabe.
Unter den Goten verlautete einstweilen nur: der Friede sei geschlossen.
Die beiden Hauptwuensche, um deren willen das Volk den ganzen schweren
Kampf getragen, wuerden erreicht: sie wuerden frei sein und im ungeteilten
Besitz des fruchtbaren Suedlands bleiben, das ihnen so teuer geworden war.
Das war weitaus mehr als nach dem schlimmen Stand der gotischen Sache seit
dem Abzug von Rom und dem unvermeidlich gewordnen Verlust von Ravenna zu
erwarten war. Und die Haeupter der Sippen und sonst die einflussreichsten
Maenner im Heere, die jetzt von dem bevorstehenden Schritt Belisars
verstaendigt wurden, billigten vollstaendig die beschlossenen Bedingungen.
Die wenigen, welche die Zustimmung weigerten, erhielten freien Abzug aus
Ravenna und Italien. Aber auch abgesehen hiervon, wurde das in Ravenna
stehende Gotenheer nach allen Richtungen zerstreut. Witichis sah die
Unmoeglichkeit ein, in der ausgesogenen Landschaft ausser den Truppen
Belisars mit dessen Vorraeten auch noch das gotische Heer und die
Bevoelkerung zu versorgen: und so bewilligte er die Forderung Belisars, dass
die Goten, in Gruppen von Hunderten und Tausenden, zu allen Thoren der
Stadt hinausgefuehrt und in allen Richtungen nach ihren Heimstaetten
entlassen wuerden.
Belisar fuerchtete den Ausbruch gotischer Verzweiflung, wenn der arge
Verrat, den man vor hatte, ruchtbar wuerde: und er wuenschte deshalb die
Verteilung des aufgeloesten Heeres. War er einmal im sichern Besitz von
Ravenna, so hoffte er etwaige Erhebungen auf dem flachen Lande leicht zu
daempfen. Und Tarvisium, Verona und Ticinum, die letzten festen Plaetze der
Goten in ganz Italien, konnten dann nicht lange mehr seiner gesamten gegen
sie gewendeten Macht widerstehen.
Die Ausfuehrung dieser Massregeln erforderte mehrere Tage Zeit.
Erst als nur mehr wenige Mann Goten in Ravenna versammelt waren, beschloss
Belisar seinen Einzug. Und auch von diesem geringen Rest wurde die Haelfte
in das byzantinische Lager verlegt, die andre Haelfte in den Quartieren der
Stadt verteilt unter dem Vorwand, den etwaigen Widerstand von hartnaeckigen
Anhaengern Justinians zu brechen.
Was aber die Ravennaten und
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