hten noch die hohen Preise des Getreides zu bezahlen.
Des Koenigs mildes Herz nahm keinen Anstand, aus dem Ueberfluss seiner
Magazine, die, wie gesagt, die doppelte Zeit bis zu dem Eintreffen der
Franken auszureichen versprachen, auch an die Armen der Stadt wohlthaetige
Verteilungen zu machen, nachdem er seine gotischen Tausendschaften
versorgt hatte: auch hoffte er auf eine grosse Menge von Getreideschiffen,
welche die Goten in den oberen Padus-Gegenden auf diesem Flusse
zusammengebracht hatten und in die Stadt zu schaffen trachteten.
Um aber jeden Missbrauch und alles Uebermass bei jenen Spenden fernzuhalten,
ueberwachte der Koenig selbst diese Austeilungen: und Mataswintha, die ihn
einmal mitten unter den bettelnden und dankenden Haufen angetroffen, hatte
sich neben ihn auf die Marmorstufen der Basilika von Sankt Apollinaris
gestellt und ihm geholfen, die Koerbe mit Brot verteilen. Es war ein
schoener Anblick, wie das Paar, er zur Rechten, die Koenigin zur Linken, vor
der Kirchenpforte standen und ueber die Stufen hinab dem segenrufenden Volk
die Spende reichten.
Waehrend sie so standen, bemerkte Mataswintha unter der draengenden,
flutenden Volksmasse, - denn es war viel Landvolk ja auch von allen Seiten
vor den Schrecken des Krieges in die rettenden Mauern zusammengestroemt, -
auf der untersten Stufe der Basilika seitwaerts ein Weib in schlichtem,
braunem, halb ueber den Kopf gezogenem Mantel. Dies Weib draengte nicht mit
den andern die Stufen hinan, um auch Brot fuer sich zu fordern: sondern
lehnte, vorgebeugt, den Kopf auf die linke Hand und diesen Arm auf einen
hohen Sarkophag gestuetzt, hinter der Ecksaeule der Basilika und blickte
scharf und unverwandt auf die Koenigin.
Mataswintha glaubte, das Weib sei etwa von Furcht oder Scham oder Stolz
abgehalten, sich unter die keckern Bettler zu mischen, die auf den Stufen
sich stiessen und draengten: und sie gab Aspa einen besondern Korb mit Brot,
hinabzugehen und ihn der Frau zu reichen. Sorglich bemueht haeufte sie mit
mildem Blick und mit den beiden weissen Haenden thaetig das duftende
Gebaeck. -
Als sie aufsah, begegnete sie dem Auge des Koenigs, das, sanft und
freundlich geruehrt, wie noch nie, auf ihr geruht hatte. - Heiss schoss ihr
das Blut in die Wangen und sie zuckte leise und senkte die langen Wimpern.
Als sie wieder aufsah und nach dem Weib im braunen Mantel blickte, war
diese verschwunden. Der Platz am Sarkophag war leer.
Sie hatte, waehrend sie
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