neuen Durchschreiten des Gemachs fiel sein Blick auf den zur
Erde gefallenen Brief des Merowingen. "Nein," laechelte er triumphierend,
ihn aufhebend, "nein, Frankenkoenig, nicht soviel Raum als dieser Brief
bedeckt, sollst du haben von Italiens heiliger Erde."
Bald erschien Prokop. Die beiden Maenner pflogen ueber Nacht ernste, schwere
Beratung. Prokop erschrak vor den schwindelkuehnen Plaenen des Praefekten und
weigerte sich lange, darauf einzugehen.
Aber mit ueberlegener Geistesmacht hatte ihn der gewaltige Mann umklammert
und hielt ihn eisern fest mit zwingenden Gedanken, schlug jeden Einwand,
noch eh' er ausgesprochen, mit siegender Ueberredung nieder und liess nicht
eher ab, seine unzerreissbaren und dichten Faeden um den Widerstrebenden zu
ziehen, bis dem Eingesponnenen die Kraft des Widerstandes versagte. -
Die Sterne erblichen und das erste Tagesgrauen erhellte den Osten mit
blassem Streif, als Prokopius von dem Freunde Abschied nahm. "Cethegus,"
sagte er aufstehend, "ich bewundere dich.
Waer' ich nicht Belisars, - ich moechte dein Geschichtschreiber sein."
"Interessanter waere es," sagte der Praefekt ruhig, "aber schwerer."
"Doch graut mir vor der aetzenden Schaerfe deines Geistes. Sie ist ein
Zeichen der Zeit, in der wir leben. Sie ist wie eine blendendfarbige
Giftblume auf einem Sumpfe. Wenn ich denke wie du den Gotenkoenig durch
sein eigen Weib zu Grunde gerichtet ... -"
"Ich musste dir das jetzt sagen. Leider hab' ich in letzter Zeit wenig von
meiner schoenen Verbuendeten gehoert."
"Deine Verbuendete! Deine Mittel sind ..." - "Immer zweckmaessig."
"Aber nicht immer ..! - Gleichviel, ich gehe mit dir: - noch eine Strecke
Weges, weil ich meinen Helden aus Italien fort haben will, sobald als
moeglich. Er soll in Persien Lorbeeren sammeln, statt hier Dornen. Aber ich
gehe nicht weiter mit dir als bis ... -"
"Zu deinem Ziel, das versteht sich."
"Genug. Ich spreche sofort mit Antoninen: ich zweifle nicht am Erfolg. Sie
langweilt sich hier aufs toedlichste. Sie brennt vor Begierde, in Byzanz
nicht nur so manchen Freund wiederzufinden, auch die Feinde ihres Gatten
zu verderben."
"Eine gute schlechte Frau."
"Aber Witichis? Meinst du, er wird eine Empoerung Belisars fuer moeglich
halten?"
"Koenig Witichis ist ein guter Soldat und schlechter Psychologe. Ich kenne
einen viel schaerferen Kopf, der's doch einen Augenblick fuer moeglich hielt.
Und du zeigst ihm ja alles schriftlich. Und jetzt
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