sten und auf dem Wege des fabelhaften "Goldflusses", der ganz
Afrika der Quere nach durchstroemen sollte, zu erreichen hofften.
Spaeter, als der Seeweg nach Ostindien gefunden war und die Portugiesen
sich dort festgesetzt hatten, beschifften sie auch das Rothe Meer und
gelangten am 16. April 1520 nach Massaua, dem Ausfuhrhafen der Abessinier.
Dort erreichten sie also das urspruengliche Ziel des Infanten Heinrich, des
Seefahrers, das Reich des afrikanischen Erzpriesters Johannes. Statt einer
maechtigen Herrschaft, wie sie erwartet hatten, fanden sie aber nur ein
beschraenktes, in ihren Augen aermliches Gebiet, rohe Bewohner und ein
verwahrlostes Christenthum.
Die bald darauf folgende portugiesische Invasion und die Bemuehungen der
Jesuiten, die Abessinier zur katholischen Kirche zu bekehren, wurden
bereits oben erwaehnt. Durch die Berichte der Jesuiten-Missionaere erhielt
man dann die erste ausfuehrliche Kunde von den Glaubensbruedern im Innern
Afrika's und ihrem Lande. Viele wichtige Nachrichten gelangten namentlich
durch die Reise des _Alvarez_ (1520-1526) zu uns, der ganz Aethiopien
durchpilgerte und suedwaerts in ferne, noch jetzt beinahe unerforschte
Gegenden vor mehr als 300 Jahren gedrungen ist. _Bermudez_ hat uns einen
kurzen Bericht ueber seine Gesandtschaftsreise (1555) hinterlassen;
ausfuehrlicher sind die fast gleichzeitigen _Barreto_ und _A. Orviedo_,
ferner _Paez_ (1618), _Ameida_, _Mendez_ (1625) und endlich _P. Lobo_, der
1640 nach Europa zurueckkehrte.
Nun sollten auch die Deutschen ihren Theil an der Erforschung oder
vielmehr Bekanntmachung Abessiniens haben. Im Jahre 1681 erschien zu
Frankfurt am Main ein glaenzendes literarisches Meisterstueck deutscher
Gelehrsamkeit, _Hiob Leutholf's_ (Ludolf's) klassische "_Historia
aethiopica, sive brevis et succincta descriptio regni Habessinorum, quod
vulgo male Presbyteri Joannis vocatur_", welcher noch mehrere Kommentare
und Anhaenge folgten. Die Natur des Landes und seine Einwohner, die
Geschichte, die Religion und kirchlichen Verhaeltnisse, die Literatur
Abessiniens werden darin ausfuehrlich behandelt. Grosse Huelfe bei der
Ausarbeitung seiner Werke erhielt Leutholf von dem amharischen Patriarchen
_Abba Gregorius_, der kurze Zeit am Hofe des Herzogs Ernst von
Sachsen-Gotha weilte und dessen Portraet in dem Kommentar mitgetheilt ist.
Die Kleidung der Einwohner, Abbildungen der Pflanzen und Thiere, der
Alterthuemer des Landes sind in einer fuer die damalige
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