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_"Tulpenkanzel"_ um oder nach 1500. Bizarrer Naturalismus der Erfindung,
kuenstlerische Feinheit der Formenanschauung, hoechste Virtuositaet der
aufgeloesten Steinmetzarbeit. Die Buehne als grosser Blaetterkelch mit den
Halbfiguren der Kirchenvaeter, getragen von 4 ganz ins Lichte
ausgearbeiteten Stengeln, zwischen deren Verschlingungen Engelskinder sich
tummeln. Der Treppenaufgang imitiert roh zusammengeschlagene Baumaeste und
Bretter. An ihrem Fusse sitzt ein Mann in Handwerkertracht (etwa der
Meister, der Predigt lauschend), hoeher auf dem mittleren Baumstamm ein
juengerer Mann (wohl der Geselle), der mit Ruecken und Armen die Treppe zu
stuetzen sich anstrengt; dazu zwei hockende Pinscherhuendchen, waehrend auf
der anderen Seite zwei Loewen Wache halten. -- _"Bergmannskanzel"_ 1638, die
Architekturformen noch in ziemlich reiner Renss., das Passionsrelief am
Treppengelaender ohne Feinheit, tuechtig charakterisiert die Tragefiguren
zweier Bergleute. -- Chor und Qsch. dienen als _Fuerstengruft_. In der
Vierung das kolossale Freigrab des Kurfuersten Moritz, 1558-63. Eine fuer
diese Stufe der Renss. charakteristische Kollektivarbeit vieler Meister
aus vieler Herren Laender. Die Brueder _Gabriel_ und _Benedikt Thola_ aus
Brescia zeichneten den Plan; die Oberaufsicht hatte _Hans v.
Dehn-Rothfelser_; der Hoftischler _Georg Fleischer_ schnitzte das Modell.
Die eigentliche bildnerische Arbeit von _Anton von __ Zerroen_ aus
Antwerpen. Der Guss von _Wolff Hilger_. Nicht klar die Rolle des Luebecker
Goldschmiedes Wessel. Auf rck. Gr. 2 Geschosse, durch ein verkroepftes von
gekuppelten toskan. Saeulen getragenes Gebaelk getrennt. Am Sockel sitzen 12
allegor. Figuren der Kuenste und Wissenschaften, auf dem Gebaelk antike
Krieger mit den Wappen der saechs. Landesteile, auf den Wandflaechen
Inschrifttafeln; Material schwarzer und farbiger belgischer Marmor. Als
Kroenung eine sarkophagartig ausgebildete schwarze Platte und auf dieser,
in weissem Alabaster, die vor dem Kruzifix kniende Gestalt Moritzens mit
dem Kurschwert und anderen Waffenstuecken. Die architektonischen Profile
und das sonstige Ornament sind vortrefflich, die Figg. ungleich, meist
nicht mehr als handwerklich. Frueher umstanden das Monument die von Moritz
in der Schlacht von Sievershausen erbeuteten 22 Fahnen; das Gitter von
1595 (seit 1884 mit veraendertem Platz). -- Der eigentliche Chor erhielt
seine jetzige Gestalt seit 1585, wesentlich ein Werk des Bildhauers un
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