drein bist du dem Grafen schon mal
vorgestellt. Man wird dich fuer einen Flegel halten.
Er schob aber den Besuch trotzdem noch etwas auf, von einem Tag zum
andern. Aber eines Vormittags zog er seine Handschuhe an, graue
Zwirnhandschuhe; der eine hatte eine geplatzte Daumennaht, und er nahm
ihn deshalb in die Hand.
Sein wichtiges Vorhaben praegte sich in seiner ganzen Haltung aus. Die
Frauen in den Katentueren sahen ihm laenger nach als sonst, die Kinder
hoerten auf zu spielen, und die Hunde liefen nur ein paar Schritte hinter
ihm her und blafften. Er hatte heute keine Zeit fuer sie.
Nachmittags sah man ihn mit dem Grafen durchs Dorf gehen, im eifrigen
Gespraech, mit einer haeufigen ehrfurchtsvollen Halbwendung nach seinem
Begleiter. Und er sprach sehr laut und etwas durch die Nase.
Die Leute auf den Feldern sahen sie und die Melkmaedchen auf der Koppel.
Abends im Krug wollte die Unterhaltung nicht so recht in Gang kommen.
Sie sprachen nicht so laut wie sonst, und Randers hatte das Gefuehl, als
ob er sie geniere.
2.
Randers an Gerdsen.
Dank fuer Ihre lustige Postkarte. Aber bitte, bis auf weiteres nichts
mehr auf Karte. Wie Sie sehen, bin ich nicht mehr im Schulhaus zu
Grashof. Wie ich hierherkam? Durch Zufall und Frechheit! Naechstens
davon.
Feudales Weib! Hocharistokratisch, Daenenblut! Die ganze Familie
_hocharistokratisch_, immens reich.
Bruckner-Rixdorf, Seitenlinie in Daenemark verzweigt.
Es ist nichts mit den Direktricen. Ueberhaupt alle anderen
Weiber--Imitation! Rasse, Vornehmheit, das ist es. Edelzucht, von
Geschlechtern her.
Augen wie ein Maerchen. Nordseeaugen! Das macht das Daenische.
Herrgott, was fuer ein betrunkener Brief!
Naechstens mehr von Ihrem
R.
3.
Gerd Gerdsen an Randers.
Liebster Doktor!
Hat Ihr Daemon Sie endlich in die Arme einer Aristokratin gefuehrt? Der
Mensch entgeht seinem Schicksal nicht, und Sie sind auf den Adel
zugeschnitten. Vielleicht auch auf den russischen Staatsrat. Alle Ihre
Talente weisen auf den Baron hin, den Lebemann--im feinsten Sinne.
Sie fuehren doch Tagebuch in Rixdorf? Ich brauche Dokumente. Der Roman
des Herrn Dr. phil. Henning Randers wird geschrieben, ein Spiegel fuer
ihn, ein Kuriositaetenkabinett fuer den Leser und eine Kurzweil fuer seinen
Verfasser. Aber Dokumente, Dokumente! Meine Imagination, meine
Psychologie allein reicht Ihnen gegenueber nicht aus, Sie muessen mir
helfen, Sie zu greifen. Sie lasen
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