konnte. Nachher tat er's nie wieder. Er liebte die Moewen.
Auch von den Seehundjagden kam er oft ohne Beute zurueck. Dann waren ihm
die guten dummen Tiere leid gewesen, und er hatte nur darueber
weggeknallt und sich an ihrem Erstaunen belustigt.
Er sah braun aus, wie der aelteste Rantumer, schon nach drei Wochen; war
er doch stuendlich draussen, im feuchten Salzwind, das Sturmband unterm
Kinn. Bald hier, bald da tauchte seine weisse Muetze wie eine
aufgescheuchte Moewe aus den Duenen auf. Von Hoernum bis List hatte er alte
Bekanntschaft erneuert und "begossen." Und der Salzwind liess keine
"Gespenster" aufkommen, wehte sie weg, schneller als den Nebel, der
ploetzlich aus Watt und See aufstieg und alles in einen geheimnisvollen
Schleier huellte.
4.
So war es Winter geworden und war wieder Fruehling geworden. Das einsame
Fremdenzimmer hatte nie wieder Blumen gesehen. Hatten die Stuerme, die
ueber die Insel gebraust, die "Eulennester in seinem Schaedel", wie
Randers sagte, weggeblasen? Hatte der taegliche Verkehr mit den gesunden
Insulanern, denen er sich in der langen Winteroede immer mehr
angeschlossen hatte, wohltuend auf ihn gewirkt? Oder war es Moiken, die
flachsblonde Kellnerin beim Rantumer Wirt und Strandvogt Brork Hansen,
die ihn vernuenftig gemacht hatte?
Abend fuer Abend hatte er waehrend des langen Winters in der Rantumer
Wirtsstube gesessen und sich gut und schlecht von Moiken behandeln
lassen, wie ihr gerade der Sinn stand. Er machte ihr den Hof, machte ihr
kleine Geschenke, gab reichlich Trinkgeld, und sie liess sich, wenn sie
allein waren, dafuer mal von ihm kuessen. Weiter ging's nicht. Er hatte
seinen Spass daran, und ihr brachte es etwas ein.
Um die Weihnachtszeit war er wieder melancholisch geworden, wie immer,
wenn andere Leute den Christbaum anzuenden. Und er hatte sich ein
Baeumchen verschafft, hatte es mit ein paar Lichtern geschmueckt und ins
Fremdenzimmer gestellt. Das sollte ihm nun Abend fuer Abend bis in die
Neujahrsnacht leuchten.
Moiken war gekommen und hatte seinen Baum bewundert. Sie hatte sich auf
den Bettrand gesetzt, ihm zwischen die Kerzen hindurch in die Augen
geblitzt. Aber er hatte sie ploetzlich weggejagt, sie versaeume gewiss was
in der Wirtschaft.
"Durchaus nicht."
"Ja, doch! Geh."
Und er schob sie fast zur Tuer hinaus.
Nein, das waere doch. Unterm Tannenbaum!
Er strich das Bett glatt, wo sie gesessen hatte, loeschte die Lichter
und ging in sei
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