kantentochter aus Bremen. Heirat mit einem schneidigen
Assessor aus dem Weg gegangen. Gouvernante, Schauspielerin, jetzt
berufslos. Sie muss also Geld haben. Gage erspart. Uebrigens ist sie
muendig und wird ueber Vermoegen zu verfuegen haben. Gefaellt mir
ausnehmend, dieser Bruch mit der Tabaksfamilie. Dem Assessor
davongegangen. Auf eigenen Fuessen, Ibsenweib.
* * * * *
Fraeulein Helga gesehen. Wir sehen uns jetzt taeglich. Ist das ein
Maedchen! Sie hat Vermoegen und will vorlaeufig "ohne Engagement" leben;
Freiheit, die auch ich meine. Reisen, Einsamkeit, Reisen. Naechstes Jahr
will sie nach Schottland. Wenn sie will, geh ich mit.
16.
Randers sass auf dem Schwedenwrack, und Helga lag zu seinen Fuessen im
Sand. Ueberall lagen die Scherben der gestrandeten Schieferplatten umher.
Helga hatte mit einem Stueckchen Muschelkalk Randers Profil auf ein
groesseres Schieferstueck mehr gekratzt als gezeichnet.
"Getroffen?"
Sie hielt's ihm hin, und er beugte sich zu ihr hinab.
Er lachte.
"Aber nein!"
Sie lachte mit und schleuderte den Schieferscherben mit kraeftigem Wurf
nach den Wellen. Er kam freilich nur halb hin.
"Warum zeichnen Sie garnicht mehr?" fragte er. "Sie haben mir Ihr
Skizzenbuch noch nicht wieder gezeigt."
"Ich bin dieser Dilettanterei satt. Was soll ich hier zeichnen? Das
Meer? Man schaemt sich hier seiner Unzulaenglichkeiten mehr als anderswo."
"Es ist so," sagte Randers und dachte an die Verse, die er gestern
gemacht hatte und die er gerne vorgelesen haette. Jetzt verging ihm der
Mut dazu.
"Wollen Sie nie wieder zum Theater zurueck?" fragte er.
"Nein, es ist nicht mein Beruf."
"Sollten Sie sich nicht taeuschen? Ihre Hedda Gabler gestern--"
"Die habe ich gespielt, mich ganz hineingespielt, und so las ich sie
Ihnen gestern ueberzeugend. Die liegt mir auch, Ibsen ueberhaupt. Aber
sehen Sie, es treibt mich nicht, haelt mich nicht. Ich habe mir selbst
den Beweis geben wollen, dass ich etwas koenne, etwas war es auch Trotz
gegen meine Familie. Aber ich habe kein Theaterblut. Und der Kunst muss
man ganz gehoeren, mit allen Fasern, wenn man ihr dienen und sich nicht
dabei verlieren will."
Er schwieg einen Augenblick.
"Aber Sie sind doch eine Kuenstlernatur," sagte er dann.
"Weil ich eine Seele habe?"
"Sie haben doch auch Talent."
"Ja, ein paar Talente. Ich singe, schauspielere. Und weil ich eine
lebendige Seele habe, kommt auch etwa
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