woll vor verworrener Sehnsucht nach physischer Kraft, nach
siegreicher Gesundheit, nach einem Leben voll fast wilden Genusses, nach
einfacher unverbildeter Liebe, nach der grossen, urspruenglichen
Freiheit. Er empfand wie ein augenblickliches Beduerfnis, die alte Huelle,
die ihn bedrueckte, zu zerbrechen und ihr als ein gaenzlich neuer Mensch
zu entsteigen, frei von allen Nebeln, die ihn betruebt, von allen
Gebrechen, die ihn behindert hatten. Er hatte die verfuehrerische Vision
eines zukuenftigen Daseins, in dem er, erloest von allen verhaengnisvollen
Eigenschaften, von aller aeusseren Tyrannei, von jedem traurigen Irrtum,
die Dinge sah, als ob er sie zum erstenmale saehe und vor sich das ganze
weite Weltall hatte, offen wie ein menschliches Angesicht. Konnte denn
das Wunder nicht von diesem jungen Weibe kommen, das an dem Steintisch
unter der stillen Eiche das neue Brot gebrochen und mit ihm geteilt
hatte? konnte es denn nicht an diesem Tage beginnen, das neue Leben?"
Das hielt ihn.
Randers steckte die Lampe an. Er wollte lesen.
Das neue Leben von diesem Weibe?
Er wollte gerade die Fensterlaeden schliessen als es draussen klopfte.
Der wackelige Tuergriff klirrte, und die Tuer knarrte, als wuerde sie
zoegernd geoeffnet.
Randers trat mit der Lampe in der Hand auf den Flur hinaus und sah
erstaunt in das ebenso erstaunte Gesicht Fraeulein Lorenzens.
"Verzeihen Sie," sagte sie, "ich sah hier ploetzlich ein Licht
aufleuchten. Man sieht keine Hand vor Augen draussen. Ich finde mich
nicht zurecht."
"Sie sind dicht vor Rantum," sagte er, immer noch verwirrt.
Sie lachte.
"Hoechst erfreulich. Aber ich sehe es nicht."
Sie war seiner Einladung ins Zimmer gefolgt. Sie war ganz durchnaesst vom
Nebel, und er sah an ihrem Kleid Spuren von feuchtem Sand. Sie musste
gefallen sein.
"Sie entschuldigen diesen Aufzug," sagte sie, "ich bin wohl sechsmal
gestolpert."
"Sie haben sich doch nicht verletzt?"
Sie besah ihre Haende, die ohne Handschuhe waren.
"Ein paar Schrammen," lachte sie.
"Ich hole Ihnen Wasser. Darf ich Ihnen irgend etwas geben? Sie koennen in
dem Nebel nicht weiter."
"O danke, bemuehen Sie sich nicht. Wenn ich nur bis Rantum komme."
"Es klaert sich gewiss noch auf. Aber ich bringe Sie noch hin."
"Wenn es sich noch aufklaert, und Sie erlauben, dass ich verweile?"
Sie liess sich auf dem angebotenen Sofaplatz nieder.
Er sah, dass sie verwundert war, eine solche Behausung hier zu treff
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