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der Treppe; das Fusseisen klingt an den scharrenden Absaetzen; in der geoeffneten Tuer heisst eine schoene Frau den Schwager willkommen; die Kinder umdraengen den Onkel mit freudigem Laerm, und das Jubeln will kein Ende nehmen. Und wieder laeutende Glocken! Aber nicht aus der Ferne! "Aus des Herzens tiefem, tiefem Grunde" laeutet die Vergangenheit empor. Immer maechtiger fluten und ueberschwemmen mich die Klaenge. Und da wandelt sie mir nah zur Seite und nickt mir mit vertrautem Auge, die Jugend, die froehliche, selige Kinderzeit. Die Weihnachtsferien sind da! Meine Eltern wohnen auf einem grossen Kirchdorf, kaum eine halbe Meile von der Stadt, deren Gymnasium wir drei Brueder besuchen. Schon sitzen wir im Schlitten. Bald gruesst uns aus der Ferne das elterliche Heim, ein freundliches Pfarrhaus, um das im Sommer ein dichter Garten seine gruenen Kraenze schlingt. Endlich sind wir daheim bei Vater und Mutter. Es weihnachtet ueberall. Von Kuchen und Marzipan, von Pfeffernuessen, Tannennadeln und Weihnachtskerzen stroemt ein wuerziger Weihrauch durch das ganze Haus. Vor den leichtueberfrorenen Fenstern hasten die Maedchen mit grossen eisernen Kuchenplatten vorbei. Aber lange duldet es uns Kinder nicht an einer Stelle. Die Backen brennen vor ungeduldiger Erwartung. Schneckengleich schleicht die Zeit. Wollen denn die Grosseltern gar nicht kommen? Endlich haelt das Gefaehrt. Wir Kinder alle draussen; die Kleinsten patschen mit ihren Haendchen an den Grosseltern empor. Schliesslich ist auch die letzte Stunde der Erwartung dahingegangen. Meine Mutter sitzt am Klavier und spielt den Weihnachtschoral. Auch das Stimmchen meiner kleinsten Schwester tippt schuechtern mit im Chor. Und dann tun sich die Tueren weit auf, und vor uns flutet und flimmert der schimmernde Kerzenglanz! O du selige, o du froehliche Weihnachtszeit; froehlich und selig, wenn man ein Kind ist, bei Vater und Mutter daheim! Ich habe mich in lichte Traeume verloren; aber ich wehre ihnen, denn ich weiss nur zu wohl, dass sie sich trueber und trueber spinnen werden. Wollen nicht schon einsame, schweigende Graeber aus der Ferne herueberwinken? Ich reisse mich los; ich bin zur Gegenwart erwacht. Es schneit nicht mehr, aber der Wald ist noch immer mein Begleiter: dunkler draeuen die Tannen, geisterhafter glitzert zwischen Staemmen der Schnee, denn die Daemmerung ist vollends gewichen, und die Nacht hat ihren sternenbesteckten Mantel ueber die stille Erde aus
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