gebreitet. Und
doch kein Dunkel. Sternenglanz und flimmernder Schnee weben ihre
geheimen Strahlen ineinander; und mit ihnen fuehrt noch etwas anderes,
Unsagbares, heute in der Weihnacht geheime Zwiesprache. Was ist's? Ist
es ausser oder in uns? Und wir legen es nur in die Natur hinein? Ist es
der Klang der Weihnachtsglocken? In einem fernen Dorfe laeuten sie den
heiligen Abend ein, der Wind verweht mit leisem Schwellen den Schall und
traegt ihn ueber den schweigenden Wald. Und ich vermag mein Ohr gegen
diese Toene nicht zu verschliessen; zu gewaltig ist ihr Weiheklang.
Alles grueblerische Denken erlischt; nur ein begluecktes Empfinden, nur
der heimliche Zauber des Waldes und der gestirnten Weihnacht besteht.
Hat ihn je ein Dichter voll auszuschoepfen vermocht, so dass allein sein
Wort den maechtigen Zauber ans Licht beschwor?
Das Weihnachtsevangelium faellt mir bei; nicht der Bericht des Lucas, von
der Geburt des Kindleins selbst; zu real, so wundersam ruehrend auch die
herzenseinfaeltigen Worte lauten. Aber die herrlichste Poesie folgt: "Und
es waren Hirten beisammen auf dem Felde, die hueteten ihre Herde bei
Nacht. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn
umleuchtete sie."
Die schweigende Einsamkeit des Feldes, die einfachen Hirten, die Nacht,
die himmlische Klarheit, das ist's! In diesen Worten steckt der ganze
Zauber der Weihnacht, an sie reicht nichts heran als Haendels ebenso
einfache wie grossartige Musik. Die Worte wollen mich nicht mehr
loslassen, ich spreche sie immer und immer wieder, ich summe sie in
Toenen, indes ein leisester Windhauch den Tannen an ihre Wipfel ruehrt,
und aus der Hoehe herniedersaeuselt, wie eine Botschaft des Friedens, wie
der Friede selbst, der nicht von dieser Welt ist, der sich nur einmal
im Jahre in der stillen, in der heiligen Nacht auf die Erde
herniedersenkt. Und die Tannen erbeben und streuen Weihrauch auf und
knistern--von Gold? Und schimmernd entbrennen viel tausend heimliche
Kerzen, und unter ihnen liegt das Christkind gebettet, mit golden
blickenden Augen--ein Weihnachtsmaerchen in der Weihenacht unter den
Tannen--und die Klarheit des Herrn umleuchtet sie.
Und mir--mir rinnen die Traenen von den Wangen herab--aber himmlische,
heimliche Klarheit umleuchtet auch mich--die Klarheit des Herrn in der
Weihnacht.
2.
Auf der Wattenseite, auf halbem Wege zwischen Rantum und Hoernum lag im
Schutz des maechtigen Duenenwalles ein kleines eins
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