goss das Wasser hastig hinab und liess den Cognac
stehen. Es ekelte ihn davor. Er erkundigte sich, wann das Dampfboot von
Heiligenhafen nach Kiel fuehre, und nahm einen Wagen. Er konnte das Boot
gerade noch erreichen.
* * * * *
Drittes Buch
1.
Randers an Gerdsen.
Ich halte es nicht mehr aus, lieber Freund! Sie werden verstehen, dass
ich nach dem Rixdorfer Erlebnis der Zerstreuung bedarf, eines
Gegengewichtes. Wie tief es noch bei mir sitzt, koennen Sie daraus
ersehen, dass die Zerstreuungen und Erholungen der Kunst nicht
ausreichten. Es mussten _Betaeubungen_ sein. Alkohol!
Ich entfliehe der Gefahr. Es gibt nur eins, was mich befreit, mich
reinigt: Die Natur. Die See.
Sie empfehlen mir die Arbeit. Aber was kann sie mir anders sein, als ein
Betaeubungsmittel? Meine Art Arbeit, die nicht produktiv sein kann.
Foerdert mich diese Arbeit, bringt sie mich eine Stufe hoeher, eine Stufe
hinaus aus meinem Gefaengnis? Ist sie nicht nur Gefaengnisarbeit eines
Sklaven, der sich nuetzlich erweisen soll und zugleich an seiner Pflicht
ein Betaeubungsmittel hat?
Aber ich will mich nicht betaeuben. Das ist so feige, so philistroes, so
dumm, so unwuerdig. Warum denn nicht gleich die Pistole? Die betaeubt
alles und auf das vortrefflichste. Soll ich Mittel brauchen, die mir das
Leben ertraeglich machen, so muessen es Rauschmittel sein. Sie kennen
diese meine Mittel, die das Leben steigern, es aufreizen, verdoppeln!
Musik, Poesie, jede Art Kunst, das Weib und vor allem die Natur.
Sie geben in Ihrer Arbeit Ihr Ich. Bei Ihnen ist Arbeiten erhoehtes
Leben, bei mir Bekaempfung des Lebens. Warum denn nicht mit der Pistole?
Puff, weg damit! Aber koennen Sie mir ernstlich empfehlen, das Leben
taeglich zu foltern, es auf Hungerration zu setzen, ihm die Kehle bis auf
das allernotwendigste Quentchen Luft zuzuschnueren, ihm einen Stein auf
den Kopf zu legen, damit es die Stirne nicht zu hoch traegt und nicht zu
sehr waechst, ihm die Fuesse zu binden, damit es nicht auf den Einfall
kommt, zu tanzen? Pfui Teufel, wie gemein! Quaelt man so sein Leben?
Nein, lassen Sie mich meine Wege gehen, Weg und Ziel sind mir ganz klar.
Es gibt fuer mich nichts mehr als ein paar Jahre Einsamkeit, die,
langsamer oder schneller, in die letzte grosse Einsamkeit einmuenden.
Ich habe allerlei fuer Sie niedergeschrieben, lasse Ihnen ein
versiegeltes Paket zurueck. Suchen Sie sich damit abzufinden, wenn Si
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