habe
in der Nacht bereits starkes Fieber gehabt.
Die Pastorin hoerte voll Teilnahme zu, auch regte sich ein tiefes Mitleid
fuer Theonie.
Wenn das Befinden ihres Mannes sie nicht abhalte, werde sie gleich am
Nachmittag nach Falsterhof fahren, erklaerte sie.
Der Doktor war schon im Begriff, das Zimmer zu verlassen, wandte sich
bei diesen Worten aber noch einmal zurueck und sagte: "Es waere allerdings
sehr wuenschenswert, dass Frau Cromwell zuverlaessige Mitteilung in
schonender Weise erhielte. Herr von Streckwitz hat ihr vorlaeufig nur
sagen lassen, dass er heute verhindert sei, sie zu besuchen."
"So, so!" stiess die Pastorin lebhaft heraus. "Ja, dann muss ich doch
wohl sehen, ob ich nicht--Aber halt! Wuerden Sie es nicht vielleicht
uebernehmen, Ihre Kousine vorzubereiten, Herr von Brecken?"
Hier fand sich ein Ausweg! Brecken war in den Augen der Anwesenden als
einziger Verwandter grade die richtige Persoenlichkeit. Der Doktor
stimmte auch zu und sah, bereits in der Thuer gehend, Tankred ermunternd
an.
"Ja natuerlich--gewiss--ich werde alles besorgen!" gab Tankred, dem
ploetzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss, bereitwillig zurueck. "Und
was meinen Sie, Herr Doktor, waere es wuenschenswert, dass meine Kousine
etwa zur Pflege hinueberkaeme?"
"Nein--ich denke--wir wollen das noch abwarten. Ihre Frau Kousine wuerde,
abgesehen von naheliegenden Bedenken, wohl dadurch grade beunruhigt
werden. Nein! Ich bitte, nur zu sagen, dass etwas Erkaeltung und Fieber
vorhanden sei. Sie werde taeglich Nachricht erhalten."--
Wenige Minuten spaeter hatten sich die Sprechenden getrennt, und Tankred
war schon wieder auf dem zum Wirtshaus.
Wenn doch der Himmel Einsicht nehmen und Streckwitz aus der Welt
schaffen wollte! dachte er, waehrend er dahinschritt. Dann, dann konnte
alles noch gut werden! In ihrem Schmerz wuerde Theonie wieder weicher,
nachgiebiger werden, noch weniger Wert auf Hab und Gut legen, als jetzt.
Und die ihm aufgetragene Botschaft wollte er bestens zu seinem Vorteil
nuetzen!
Im Krug angekommen, liess er sich Papier und Tinte geben und schrieb:
'Liebe Theonie! Mir wurde, da ich zufaellig bei Hoeppners war und dort
den Doktor traf, der Auftrag, Dich zu benachrichtigen, dass Dein
Verlobter von einem Unwohlsein befallen ist. Ich freue mich, Dir sagen
zu koennen, dass Ernst keinerlei Besorgnisse hegt; nur besuchen kann
Dich Dein Braeutigam in den naechsten Tagen nicht. Ich waehle diese Form
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