upt und stoehnte.
Durch das Innere der Verlassenen zog ploetzlich ein nie gekanntes Gefuehl;
diesem braven Manne anzugehoeren, ein eigenes Haus und Heim zu besitzen,
nicht mehr abhaengig zu sein, ein Ziel, ein rechtes Dasein zu haben!
Welch eine wunderbare Aussicht--welch ein Glueck!
Und ergriffen von diesem Gedanken, auch ihm innerlich zugewendet mit
einem warmen, zaertlichen Gefuehl, erhob sie das Auge und sagte leise:
"Eine, Hederich?--Also doch eine? Darf man ihren Namen wissen?"
Nun wendete auch er das Antlitz zu ihr, und als ihr liebes, gutes Auge
so freundlich auf ihm ruhte, brach endlich die Scheu, und er stiess
heraus:
"Ja--ich will ihn nennen--drum und dran--denn einmal muss es doch heraus,
und wenn es dann auch nichts damit ist. Ich kann es nicht laenger bei mir
behalten, weil es mir das Herz abdrueckt. Sie sind es, Fraeulein Carin!
Bitte, bitte, nehmen Sie es blos nicht uebel--bitte, Fraeulein Carin--"
"Uebel nehmen? Kann sich ein Maedchen nicht nur geehrt fuehlen, wenn ein
rechtschaffener Mann ihr seine Hand reichen will, und besonders, wenn
auch sie ihm--gut ist--wenn auch sie ihn lieb--"
"Ach--ah--Fraeulein Carin!" ging's stuermisch aus des Mannes Brust. "Ist's
wahr? Ist's moeglich? Sie koennten?--Sie wollten wirklich--?"
Und als sie nickte und das Antlitz senkte, da griff er nach ihren
Haenden, kuesste sie und weinte und schluchzte und streichelte sie, dankbar
wie ein Kind.
Sie aber schuettelte den Kopf und sagte, ihm ehrlich die Hand reichend:
"Nein, nicht so, Hederich. Ich habe zu danken, dass Sie das arme Maedchen
ohne Heimat und Familie bei sich aufnehmen wollen, und seien Sie
versichert, Sie sollen eine treue, gute Frau an mir finden!"
Die Sonne legte sich eben voll und glaenzend ueber die Landschaft, aber
selbst ihr heller Strahl schien dunkel gegen die Lichter, die ueber des
Mannes Antlitz zogen.
"Fraeulein Carin--Fraeulein Carin!" rief er selig, nahm sie in seine Arme
und legte kindlich seinen runden, grossen Kopf an ihre Brust. Sie aber
ergriff mit beiden Haenden des ehrlichen Menschen Haupt, zog es an sich
und kuesste ihn sanft auf den Mund.--
* * * * *
In Tankred von Brecken waren nach der Unterredung mit dem Justizrat Brix
keinerlei Besorgnisse oder Zweifel aufgestiegen, sondern die
Auseinandersetzung hatte sogar seine Zuversicht verstaerkt. Er sagte sich
einerseits, dass man ihm keine guten Worte geben wuerde, wenn man sich
sicher
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