sondieren,
ob seine Schwiegereltern bereits entschlossen seien, gerichtlich gegen
ihn vorzugehen, andererseits, um einen Vorwand fuer seine Handlungsweise
heranzuziehen.
Aus Hoeppners Antwort und Verteidigung Tressens sah er, dass sein
Misstrauen ungerechtfertigt gewesen; auch entging ihm nicht, wie erstaunt
der Pastor ueber die Motivierung seines Vorgehens war. Aber seinen Sinn
aenderte das natuerlich nicht, und er hielt auch den 'langweiligen
Salbaderer' nicht zurueck, als er endlich aufbrach und sich, aeusserst
bedrueckt ueber das Misslingen seines Versuches, empfahl.
Nachdem er aber gegangen, erinnerte sich Brecken, dass ja nun Carin
demnaechst Falsterhof verlassen werde, dass dort dann zwei Augen weniger
seien, und dass nun doch vielleicht--Ja! was denn? Brecken griff in die
Zigarrenkiste und entzuendete sich eine neue Havanna, um den ihn wie eine
Krankheit verfolgenden Gedanken zu bannen. Abermals hatte er sich bei
der entsetzlichen Ueberlegung ertappt, wie er dem Schicksal bei einer
Verkuerzung der Lebensdauer Theonies zu Huelfe kommen koenne----
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Eine geraume Zeit war verflossen, und mit ihr wiederum der Winter ins
Land gezogen.
Das von Hoeppner begruendete Armenhaus hatte seine Pforten geoeffnet, in
seinen Raeumen befanden sich Kranke und Beduerftige, und woechentlich
wenigstens einmal begab sich Frau Hoeppner, meist mit Lene an der Hand,
in das Asyl, um nach dem Rechten zu sehen.
Das Kind kannte alle Insassen und nahm wie ihre Mutter Stellung zu
ihnen; sein Herz regte sich in Mitgefuehl, wenn sie leidende Menschen
sah, und ohne es zu wissen, nahm es die Grundsaetze in sich auf, die ihre
Pflegemutter den Nebenmenschen gegenueber leiteten.
Hederich hatte seine Carin geheiratet und wohnte auf dem von ihm
vorlaeufig nur gepachteten kleinen Guetchen Elmenried. Die beiden Leute
genossen das Behagen des Lebens; die junge Frau, endlich befreit von
einem Zwange, der ihrer Natur so sehr widerstand, dem sie sich aber
bereits seit jungen Jahren hatte unterwerfen muessen, atmete beseligt
auf, und die taeglichen Beweise von Liebe und Herzensguete, die sie von
ihrem Manne empfing, gab sie aus innerem Drange zurueck, denn sie liebte
ihn mit jener warmen Liebe, die dem Gemuet entspringt und auf Achtung
beruht.
Die vierundzwanzig Stunden des Tages, die durch Thaetigkeit ausgefuellt
waren und durch frohen Lebensdrang einen erhoehten Wert empfingen, flogen
fuer Carin dahin
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