keine Grenzen meiner Bereitwilligkeit und keinen Freundschaftsdienst,
den ich Ihnen nicht leisten wuerde."
Gegenwaertig aber beschaeftigte Frau von Tressen noch etwas anderes als
nur die materielle Sorge. Seit dem Abschied von Holzwerder hatte sie ihr
Enkelkind nicht wieder gesehen, und da sie nun erfuhr, ihr Schwiegersohn
sei auf Monate verreist, gab's nur einen Gedanken fuer sie: Gretes Kind
einmal an ihr Herz zu druecken. Der furchtbare Schmerz um die Verstorbene
suchte nach einer Abloesung, nach einem Ausgleich. Aber die Frau war auch
von Sorge erfuellt, dass dem Knaben, der fremden Haenden anvertraut war,
etwas zustossen koenne. Dem Vater schien ein solcher Gedanke nicht
gekommen zu sein, oder voellige Gleichgueltigkeit hatte seine Handlungen
bestimmt.
Nicht einmal bei Gelegenheit seiner Reise hatte er seine persoenlichen
Empfindungen zurueckgedraengt und sich der Grossmutter als Pflegerin des
Kindes waehrend seiner Abwesenheit erinnert. Das kleine Wesen stand doch
dem Streit und Unfrieden fern; es war mehr als grausam, das Kind um
dessen willen schaedlichen Zufaelligkeiten auszusetzen. Aber er wollte es
nicht; er hatte sogar den strengen Befehl hinterlassen, Frau von Tressen
den Eintritt ins Schloss zu verweigern, ihr unter keinen Umstaenden eine
Beruehrung mit ihrem Enkelkinde zu gestatten.
Die Waerterin war ein braves, mitleidiges Geschoepf, aber die
Haushaelterin, die jetzt allein in Holzwerder waltete, und ein Knecht,
durch den deren bisherige weibliche Stuetze abgeloest war, und der zum
Schutze der Frauen und des Kindes im Herrenhause schlafen musste,
befanden sich, da Brecken ihnen Belohnungen zugesagt hatte, wenn sich
waehrend seiner Abwesenheit alles nach seinen Voraussetzungen vollziehen
werde, zu ihm in voelliger Abhaengigkeit.
Dennoch beschloss Frau von Tressen--es war acht Tage vor
Weihnachten--einen Versuch zu machen. Sie konnte sich dabei der Huelfe
der frueheren Haushaelterin Hederichs bedienen, die in einer kleinen, von
ihr erworbenen Kate nahe bei Holzwerder wohnte und sich durch allerlei
Huelfsleistungen auf dem Gute und durch Handarbeit ihre duerftige Lage als
Kaetnerin verbesserte.
Durch Hederich, der den Vermittler gemacht hatte, war verabredet worden,
dass die alte Hanne Nachricht geben solle, sobald sich die Haushaelterin
vom Schloss entfernen wuerde. Es war wahrscheinlich, dass sie kurz vor dem
Fest nach Elsterhausen fuhr. Dann wollte Hanne das Kindermaedchen
veranlassen, sie mi
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