; Haus, Hof, Kueche und Keller waren ihrer Aufmerksamkeit
gewidmet, aber sie gab auch, in allen ihren Vorbildern Frau Hoeppner und
Theonie folgend, ihrem Leben noch einen volleren Inhalt, indem sie sich
ihrer Mitmenschen sorgend annahm und ihren Geist durch Lektuere und Musik
weiter zu bilden suchte. Zwischen den beiden Familien Hoeppner und
Hederich fand ein sehr lebhafter und inniger Verkehr statt; der Pastor
und Carins Mann fanden sich als Gemuetsmenschen zusammen, und die beiden
Frauen begegneten sich durch die Gemeinsamkeit ihrer Lebensanschauung.
Sie waren dem Guten ehrliche Freunde und dem Schlechten energische
Gegner.
Aber waehrend sich bei ihnen durch guenstige materielle Verhaeltnisse,
durch weise Beschraenkung im Lebensgenuss und durch Sparsamkeit das Glueck
eine feste Staette bereitete, sah es bei Tressens allmaehlich immer
trauriger aus.
Die Huelfe Hederichs, die ihnen durch Brix und spaeter auch durch Carin
angeboten worden war, hatten sie ebenso abgewiesen, wie der Pastorin
selbstlose Dienstwilligkeit. So viel Guete und Freundschaft ruehre sie,
aber sie wuerden sich auch so einzurichten wissen, hatten sie erklaert.
Frau von Tressen hatte ihren Schmuck bereits verkauft. Sie wollte, durch
das Leben bezwungen, lieber Ueberfluessiges entbehren, als den Druck von
Verpflichtungen auf sich laden. Und in ihren Stolz mischte sich auch die
Hoffnung! Der Prozess war sogleich angestrengt worden, er musste sich in
einem halben Jahre entscheiden.
Aber bei dieser Voraussetzung hatten Tressens ausser acht gelassen, mit
wem sie zu thun hatten. Einmal beantragte Brecken durch seinen Anwalt
Aussetzen des Verfahrens, weil von seiner Seite noch Material
herbeizuschaffen sei, dann wieder wusste er die Termine hinauszuschieben,
indem er Krankheit vorschuetzte. Einen Formfehler in dem ersten
Klageantrag des Justizrats Brix benutzte er zu einem Protest, und die
Folge von alledem war, dass die Sache nach einem halben Jahre, zumal die
Gerichtsferien dazwischen gekommen, fast noch auf demselben Fleck stand.
Jetzt eben, kurz vor Weihnachten, hatte er eine Reise nach dem Sueden
angetreten, und es hiess, dass er nicht vor dem ersten Maerz zurueckkehren
werde.--
Eng und enger hatten sich Tressens inzwischen an Theonie angeschlossen.
Mit waermster Teilnahme hatte letztere sich ihren Verwandten genaehert und
gleich bei der ersten Beruehrung geaeussert:
"Wenn ich Ihnen irgend wie nuetzen kann, verfuegen Sie ueber mich. Es giebt
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