nrecht, wenn es seit dem koeniglichen Ringe, ueber den
Boileau in seinen Satiren spottet, durchaus von keinem Ringe auf dem
Theater mehr hoeren will;[1] wenn es seine Dichter daher zwingt, lieber zu
jedem andern, auch dem allerunschicklichsten Mittel der Erkennung seine
Zuflucht zu nehmen, als zu einem Ringe, mit welchem doch die ganze Welt,
zu allen Zeiten, eine Art von Erkennung, eine Art von Versicherung der
Person, verbunden hat. Es hat sehr unrecht, wenn es nicht will, dass ein
junger Mensch, der sich fuer den Sohn gemeiner Eltern haelt und in dem
Lande auf Abenteuer ganz allein herumschweift, nachdem er einen Mord
veruebt, demohngeachtet nicht soll fuer einen Raeuber gehalten werden
duerfen, weil es voraussieht, dass er der Held des Stueckes werden muesse,
[2] wenn es beleidiget wird, dass man einem solchen Menschen keinen
kostbaren Ring zutrauen will, da doch kein Faehndrich in des Koenigs Armee
sei, der nicht de belles nippes besitze. Das Pariser Parterr, sage ich,
hat in diesen und aehnlichen Faellen unrecht; aber warum muss Voltaire auch
in andern Faellen, wo es gewiss nicht unrecht hat, dennoch lieber ihm als
dem Maffei unrecht zu geben scheinen wollen? Wenn die franzoesische
Hoeflichkeit gegen Auslaender darin besteht, dass man ihnen auch in solchen
Stuecken recht gibt, wo sie sich schaemen muessten, recht zu haben, so weiss
ich nicht, was beleidigender und einem freien Menschen unanstaendiger sein
kann, als diese franzoesische Hoeflichkeit. Das Geschwaetz, welches Maffei
seinem alten Polydor von lustigen Hochzeiten, von praechtigen Kroenungen,
denen er vor diesen beigewohnt, in den Mund legt, und zu einer Zeit in
den Mund legt, wenn das Interesse aufs hoechste gestiegen und die
Einbildungskraft der Zuschauer mit ganz andern Dingen beschaeftiget ist:
dieses nestorische, aber am unrechten Orte nestorische Geschwaetz kann
durch keine Verschiedenheit des Geschmacks unter verschiedenen
kultivierten Voelkern entschuldiget werden; hier muss der Geschmack ueberall
der naemliche sein, und der Italiener hat nicht seinen eigenen, sondern
hat gar keinen Geschmack, wenn er nicht ebensowohl dabei gaehnet und
darueber unwillig wird, als der Franzose. "Sie haben", sagt Voltaire zu
dem Marquis, "in Ihrer Tragoedie jene schoene und ruehrende Vergleichung
des Virgils:
Qualis populea moerens Philomela sub umbra
Amissos queritur foetus--
uebersetzen und anbringen duerfen. Wenn ich mir so eine Freiheit nehmen
wollte,
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