als unter gewissen Zuegen der Kunst sehen;
und diese Zuege muessten zu Paris weit anders als zu Verona sein. Das ganze
Schreiben ist mit der aeussersten Politesse abgefasst; Maffei hat nirgends
gefehlt; alle seine Nachlaessigkeiten und Maengel werden auf die Rechnung
seines Nationalgeschmacks geschrieben; es sind wohl noch gar Schoenheiten,
aber leider nur Schoenheiten fuer Italien. Gewiss, man kann nicht hoeflicher
kritisieren! Aber die verzweifelte Hoeflichkeit! Auch einem Franzosen wird
sie gar bald zu Last, wenn seine Eitelkeit im geringsten dabei leidet.
Die Hoeflichkeit macht, dass wir liebenswuerdig scheinen, aber nicht gross;
und der Franzose will ebenso gross, als liebenswuerdig scheinen.
Was folgt also auf die galante Zueignungsschrift des Hrn. von Voltaire?
Ein Schreiben eines gewissen de la Lindelle, welcher dem guten Maffei
ebensoviel Grobheiten sagt, als ihm Voltaire Verbindliches gesagt hatte.
Der Stil dieses de la Lindelle ist ziemlich der Voltairische Stil; es ist
schade, dass eine so gute Feder nicht mehr geschrieben hat und uebrigens so
unbekannt geblieben ist. Doch Lindelle sei Voltaire, oder sei wirklich
Lindelle: wer einen franzoesischen Januskopf sehen will, der vorne auf die
einschmeichelndste Weise laechelt und hinten die haemischsten Grimassen
schneidet, der lese beide Briefe in einem Zuge. Ich moechte keinen
geschrieben haben; am wenigsten aber beide. Aus Hoeflichkeit bleibet
Voltaire diesseits der Wahrheit stehen, und aus Verkleinerungssucht
schweifet Lindelle bis jenseit derselben. Jener haette freimuetiger, und
dieser gerechter sein muessen, wenn man nicht auf den Verdacht geraten
sollte, dass der naemliche Schriftsteller sich hier unter einem fremden
Namen wieder einbringen wollen, was er sich dort unter seinem eigenen
vergeben habe.
Voltaire rechne es dem Marquis immer so hoch an, als er will, dass er
einer der erstern unter den Italienern sei, welcher Mut und Kraft genug
gehabt, eine Tragoedie ohne Galanterie zu schreiben, in welcher die ganze
Intrige auf der Liebe einer Mutter beruhe und das zaertlichste Interesse
aus der reinsten Tugend entspringe. Er beklage es, so sehr als ihm
beliebt, dass die falsche Delikatesse seiner Nation ihm nicht erlauben
wollen, von den leichtesten natuerlichsten Mitteln, welche die Umstaende
zur Verwicklung darbieten, von den unstudierten wahren Reden, welche die
Sache selbst in den Mund legt, Gebrauch zu machen. Das Pariser Parterr
hat unstreitig sehr u
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