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Seelen bis zum Jahr 1806 keine Druckerei hatte; denn so kann man doch
nicht wohl Pressen nennen, auf denen man Jahr um Jahr einen Kalender von
ein paar Seiten oder ein bischoefliches Ausschreiben zu Stande bringt. Der
Personen, denen Lesen ein Beduerfniss ist, sind nicht sehr viele, selbst in
denjenigen spanischen Colonien, wo die Cultur am weitesten fortgeschritten
ist; es waere aber unbillig, den Colonisten zur Last zu legen, was das Werk
einer argwoehnischen Staatskunst ist. Ein Franzose, Delpeche, der durch
Heirath einer der geachtetsten Familien des Landes angehoert, hat sich
durch die Errichtung der ersten guten Druckerei in Caracas verdient
gemacht. Es ist in unserer Zeit gewiss eine auffallende Erscheinung, dass
das kraeftigste Mittel des Gedankenaustausches nicht vor einer politischen
Umwaelzung eingefuehrt wird, sondern erst nachher.
In einem Land mit so reizenden Fernsichten, zu einer Zeit, wo trotz der
Aufstandsversuche die grosse Mehrzahl der Einwohner nur an materielle
Interessen dachte, an die Fruchtbarkeit des Jahres, an die lange Duerre, an
den Kampf zwischen den Winden von Petare und Catia, glaubte ich viele
Leute zu finden, welche mit den hohen Bergen in der Umgegend genau bekannt
waeren; wir konnten aber in Caracas auch nicht Einen Menschen auftreiben,
der je auf dem Gipfel der Silla gewesen waere. Die Jaeger kommen in den
Bergen nicht bis oben hinauf, und in diesen Laendern geht kein Mensch
hinaus, um Alpenpflanzen zu sammeln, um Gebirgsarten zu untersuchen und
ein Barometer auf hohe Punkte zu bringen. Man ist an ein einfoermiges Leben
zwischen seinen vier Waenden gewoehnt, man scheut die Anstrengung und die
raschen Witterungswechsel, und es ist, als lebe man nicht, um des Lebens
zu geniessen, sondern eben nur, um fortzuleben.
Wir kamen auf unsern Spaziergaengen haeufig auf zwei Kaffeepflanzungen,
deren Eigenthuemer angenehme Gesellschafter waren. Die Pflanzungen liegen
der Silla von Caracas gegenueber. Wir betrachteten mit dem Fernrohr die
schroffen Abhaenge des Berges und seine beiden Spitzen, und konnten so zum
voraus ermessen, mit welchen Schwierigkeiten wir zu kaempfen haben wuerden,
um auf den Gipfel zu gelangen. Nach den Hoehenwinkeln, die ich auf unserem
Platze Trinidad aufgenommen, schien mir dieser Gipfel nicht so hoch ueber
dem Meere zu liegen, als der grosse Platz in der Stadt Quito. Diese
Schaetzung stimmte aber schlecht mit den Vorstellungen der Bewohner des
Thals. Die Berge,
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