ffe haben. Ihr Stachel ist nur schwaecher und sie brauchen
denselben seltener. So lange man von der Harmlosigkeit dieser Angelitos
nicht vollkommen ueberzeugt ist, kann man sich einiger Besorgniss nicht
erwehren. Ich gestehe, dass ich oft waehrend astronomischer Beobachtungen
beinahe die Instrumente haette fallengelassen, wenn ich spuerte, dass mir
Gesicht und Haende voll dieser haarigten Bienen sassen. Unsere Fuehrer
versicherten, sie setzen sich nur zur Wehr, wenn man sie durch Anfassen
der Fuesse reize. Ich fuehlte mich nicht aufgelegt, den Versuch an mir selbst
zu machen.
Die Lufttemperatur auf der Silla schwankte zwischen 11 und 14 Grad, je
nachdem die Luft still war oder der Wind blies. Bekanntlich ist es sehr
schwer, auf Berggipfeln die Temperatur zu bestimmen, nach der man die
Barometerhoehe zu berechnen hat. Der Wind kam aus Ost, und diess scheint zu
beweisen, dass der Seewind oder die Passatwinde in dieser Breite weit ueber
1500 Toisen hinaufreichen. Leopold von Buch hat die Beobachtung gemacht,
dass auf dem Pic von Teneriffa, nahe an der noerdlichen Grenze der
Passatwinde, in 1900 Toisen Meereshoehe, meist ein Gegenwind (_vent de
remou_), der Westwind herrscht. Die Pariser Academie der Wissenschaften
hatte die Physiker, welche den ungluecklichen La Peyrouse begleiteten,
aufgefordert zur See unter den Tropen mittelst kleiner Luftballons zu
beobachten, wie weit die Passate hinaufreichen. Dergleichen Untersuchungen
sind sehr schwierig, wenn der Beobachter an der Erdoberflaeche bleibt. Die
kleinen Ballons steigen meist nicht so hoch als die Silla, und das leichte
Gewoelk, das sich zuweilen in 3--4000 Toisen Hoehe zeigt, wie z. B. die
sogenannten *Schaefchen*, stehen still oder ruecken so langsam fort, dass
sich ihre Richtung nicht bestimmen laesst.
Waehrend der kurzen Zeit, wo der Himmel im Zenith klar war, fand ich das
Blau der Luft um ein Bedeutendes dunkler als an der Kueste. Es war gleich
26 deg.,5 des Saussure'schen Cyanometers. In Caracas zeigte dasselbe
Instrument bei hellem, trockenem Wetter meist nur 18 Grad. Wahrscheinlich
ist in den Monaten Juli und August der Unterschied in dieser Beziehung
zwischen der Kueste und dem Gipfel der Silla noch viel bedeutender. Was
aber unter allen meteorologischen Erscheinungen in der Stunde, die wir auf
dem Berge zubrachten, Bonpland und mich am meisten ueberraschte, war die
anscheinende Trockenheit der Luft, die mit der Entwicklung des Nebels noch
zuzunehmen schien.
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