uge sich draengender
Verwandlungen feste Punkte zu bezeichnen, mit denen einst andere
Catastrophen verglichen werden moegen. In der unermesslichen Zeit, welche
die Geschichte der Natur umfasst, ruecken alle Zeitpunkte des Geschehenen
nahe zusammen; die verflossenen Jahre erscheinen wie Augenblicke, und wenn
die physische Beschreibung eines Landes von keinem allgemeinen und
ueberhaupt von keinem grossen Interesse ist, so hat sie zum wenigsten den
Vortheil, dass sie nicht veraltet. Betrachtungen dieser Art haben LA
CONDAMINE bewogen, die denkwuerdigen Ausbrueche des Vulkans Cotopaxi [Am 30.
November 1744. und 3. September 1750.], die lange nach seinem Abgange von
Quito stattgefunden, in seiner "_Reise zum Aequator_" zu beschreiben.
Ich glaube dem Beispiel des grossen Gelehrten desto unbesorgter vor irgend
welchem Vorwurf folgen zu duerfen, da die Ereignisse, die ich zu
beschreiben gedenke, fuer die Theorie von den *vulkanischen Reactionen*
sprechen, das heisst fuer den Einfluss, den ein *System von Vulkanen* auf
einen weiten Landstrich umher ausuebt.
Als Bonpland und ich in den Provinzen Neu-Andalusien, Nueva Barcelona und
Caracas uns aufhielten, war die Meinung allgemein verbreitet, dass die am
weitesten nach Osten gelegenen Striche dieser Kuesten den verheerenden
Wirkungen der Erdbeben am meisten ausgesetzt seven. Die Einwohner von
Cumana scheuten das Thal von Caracas wegen des feuchten, veraenderlichen
Klimas, wegen des umzogenen, truebseligen Himmels. Die Bewohner dieses
kuehlen Thales dagegen sprachen von Cumana als von einer Stadt, wo man Jahr
aus Jahr ein eine erstickend heisse Luft athme und wo der Boden periodisch
von heftigen Erdstoessen erschuettert werde. Selbst Gebildete dachten nicht
an die Verwuestung von Riobamba und andern hochgelegenen Staedten; sie
wussten nicht, dass die Erschuetterung des Kalksteins an der Kueste von Cumana
sich in die aus Glimmerschiefer bestehende Halbinsel Araya fortpflanzt,
und so waren sie der Meinung, dass Caracas sowohl wegen des Baus seines
Urgebirges, als wegen der hohen Lage der Stadt nichts zu besorgen habe.
Feierliche Gottesdienste, die in Guayra und in der Hauptstadt selbst bei
naechtlicher Weile begangen wurden,(40) mahnten sie allerdings daran, dass
von Zeit zu Zeit die Provinz Venezuela von Erdbeben heimgesucht worden
war; aber Gefahren, die selten wiederkehren, machen einem wenig bange. Im
Jahr 1811 sollte eine graessliche Erfahrung eine schmeichelnde Theorie und
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