n Volksglauben ueber den Haufen werfen. Caracas, im Gebirge gelegen, drei
Grade westlich von Cumana, fuenf Grade westlich vom Meridian der
vulkanischen caraibischen Inseln, erlitt heftigere Stoesse, als man je auf
den Kuesten von Paria und Neu-Andalusien gespuert.
Gleich nach meiner Ankunft in Terra Firma war mir der Zusammenhang
zwischen zwei Naturereignissen, zwischen der Zerstoerung von Cumana am
14. December 1797 und dem Ausbruch der Vulkane auf den kleinen Antillen,
aufgefallen [S. Bd. I., Seite 241]. Etwas Aehnliches zeigte sich nun auch
bei der Verwuestung von Cararas am 26. Merz 1812. Im Jahr 1797 schien der
Vulkan der Insel Guadeloupe auf die Kueste von Cumana reagirt zu haben;
fuenfzehn Jahre spaeter wirkte, wie es scheint, ein dem Festland naeher
liegender Vulkan, der auf St. Vincent, in derselben Weise bis nach Caracas
und an den Apure hin. Wahrscheinlich lag beidemal der Heerd des Ausbruchs
in ungeheurer Tiefe, gleich weit von den Punkten der Erdoberflaeche, bis zu
welchen die Bewegung sich fortpflanzte.
Von Anfang des Jahrs 1811 bis 1813 wurde ein betraechtliches Stueck der
Erdflaeche zwischen den Azoren und dem Thal des Ohio, den Cordilleren von
Neu-Grenada, den Kuesten vou Venezuela und den Vulkanen der kleinen
Antillen fast zu gleicher Zeit durch heftige Stoesse erschuettert, die man
einem unterirdischen Feuerheerde zuschreiben kann. Ich zaehle hier die
Erscheinungen auf, welche es wahrscheinlich machen, dass auf ungeheure
Distanzen Verbindungen bestehen. Am 30. Januar 1811 brach bei einer der
Azorischen Inseln, bei St. Michael, ein unterseeischer Vulkan aus. An
einer Stelle, wo die See 60 Faden tief ist, hob sich ein Fels ueber den
Wasserspiegel. Die erweichte Erdkruste scheint emporgehoben worden zu
seyn, ehe die Flammen aus dem Krater hervorbrachen, wie diess auch bei den
Vulkanen von Jorullo in Mexico und bei der Bildung der Insel Klein-Kameni
bei Santorin beobachtet wurde. Das neue Eiland bei den Azoren war Anfangs
nur eine Klippe, aber am 15. Juli erfolgte ein sechstaegiger Ausbruch,
durch den die Klippe immer groesser und nach und nach 50 Toisen ueber dem
Meeresspiegelhoch wurde. Dieses neue Land, das Kapitaen Tillard alsbald im
Namen der grossbritannischen Regierung in Besitz nahm und *Sabrina* nannte,
hatte 900 Toisen Durchmesser. Das Meer scheint die Insel wieder
verschlungen zu haben. Es ist diess das dritte mal, dass bei der Insel
St. Michael unterseeische Vulkane so ausserordentliche Ersch
|