eil, der dem Berge Avila und der Silla am naechsten
liegt. Die Kirchen della Trinidad und Alta Gracia, die ueber 150 Fuss hoch
waren und deren Schiff von 10--12 Fuss dicken Pfeilern getragen wurden,
lagen als kaum 5--6 Fuss hohe Truemmerhaufen da. Der Schutt hat sich so
stark gesetzt, dass man jetzt fast keine Spur mehr von Pfeilern und Saeulen
findet. Die Kaserne _el Quartel de San Carlos_, die noerdlich von der
Kirche della Trinidad auf dem Weg nach dem Zollhaus Pastora lag,
verschwand fast voellig. Ein Regiment Linientruppen stand unter den Waffen,
um sich der Procession anzuschliessen; es wurde, wenige Mann ausgenommen,
unter den Truemmern des grossen Gebaeudes begraben. Neun Zehntheile der
schoenen Stadt Caracas wurden voellig verwuestet. Die Haeuser, die nicht
zusammenstuerzten, wie in der Strasse San Juan beim Kapuzinerkloster,
erhielten so starke Risse, dass man nicht wagen konnte darin zu bleiben. Im
suedlichen und westlichen Theil der Stadt, zwischen dem grossen Platz und
der Schlucht des Caraguata waren die Wirkungen des Erdbebens etwas
geringer. Hier blieb die Hauptkirche mit ihren ungeheuern Strebepfeilern
stehen."(41)
Bei der Angabe von 9--10,000 Todten in Caracas sind die Ungluecklichen
nicht gerechnet, die, schwer verwundet, erst nach Monaten aus Mangel an
Nahrung und Pflege zu Grunde gingen. Die Nacht vom Donnerstag zum
Charfreitag bot ein Bild unsaeglichen Jammers und Elends. Die dicke
Staubwolke, welche ueber den Truemmern schwebte und wie ein Nebel die Luft
verfinsterte, hatte sich zu Boden geschlagen. Kein Erdstoss war mehr zu
spueren: es war die schoenste, stillste Nacht. Der fast volle Mond
beleuchtete die runden Gipfel der Silla, und am Himmel sah es so ganz
anders aus als auf der mit Truemmern und Leichen bedeckten Erde. Man sah
Muetter mit den Leichen ihrer Kinder in den Armen, die sie wieder zum Leben
zu bringen hofften; Familien liefen jammernd durch die Stadt und suchten
einen Bruder, einen Gatten, einen Freund, von denen man nichts wusste und
die sich in der Volksmenge verloren haben mochten. Man draengte sich durch
die Strassen, die nur noch an den Reihen von Schutthaufen kenntlich waren.
Alle Schrecken der grossen Katastrophen von Lissabon, Messina, Lima und
Riobamba wiederholten sich am Unglueckstage des 26. Maerz 1812. "Die unter
den Truemmern begrabenen Verwundeten riefen die Voruebergehenden laut um
Huelfe an, und es wurden auch ueber zwei tausend hervorgezogen. Nie hat sich
das Mit
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