rung der Masse der Zufluesse, die seit einem halben
Jahrhundert in Folge der Ausrodung der Waelder, der Urbarmachung der Ebenen
und des Indigobaus eingetreten ist, andererseits die Verdunstung des
Bodens und die Trockenheit der Luft erscheinen als Ursachen, welche die
Abnahme des Sees von Valencia zur Genuege erklaeren. Ich theile nicht die
Ansicht eines Reisenden, der nach mir diese Laender besucht hat,(53) der
zufolge man "zur Befriedigung der Vernunft und zu Ehren der Physik" einen
unterirdischen Abfluss soll annehmen muessen. Faellt man die Baeume, welche
Gipfel und Abhaenge der Gebirge bedecken, so schafft man kommenden
Geschlechtern ein zwiefaches Ungemach, Mangel an Brennholz und
Wassermangel. Die Baeume sind vermoege des Wesens ihrer Ausduenstung und der
Strahlung ihrer Blaetter gegen einen wolkenlosen Himmel fortwaehrend mit
einer kuehlen, dunstigen Lufthuelle umgeben; sie aeussern wesentlichen Einfluss
auf die Fuelle der Quellen, nicht weil sie, wie man so lange geglaubt hat,
die in der Luft verbreiteten Wasserduenste anziehen, sondern weil sie den
Boden gegen die unmittelbare Wirkung der Sonnenstrahlen schuetzen und damit
die Verdunstung des Regenwassers verringern. Zerstoert man die Waelder, wie
die europaeischen Ansiedler aller Orten in Amerika mit unvorsichtiger Hast
thun, so versiegen die Quellen oder nehmen doch stark ab. Die Flussbetten
liegen einen Theil des Jahres ueber trocken, und werden zu reissenden
Stroemen, so oft im Gebirge starker Regen faellt. Da mit dem Holzwuchs auch
Rasen und Moos auf den Bergkuppen verschwinden, wird das Regenwasser im
Ablaufen nicht mehr aufgehalten; statt langsam durch allmaelige Sickerung
die Baeche zu schwellen, furcht es in der Jahreszeit der starken
Regenniederschlaege die Bergseiten, schwemmt das losgerissene Erdreich fort
und verursacht ploetzliches Austreten der Gewaesser, welche nun die Felder
verwuesten. Daraus geht hervor, dass das Verheeren der Waelder, der Mangel an
fortwaehrend fliessenden Quellen und die Wildwasser drei Erscheinungen sind,
die in ursachlichem Zusammenhang stehen. Laender in entgegengesetzten
Hemisphaeren, die Lombardei am Fusse der Alpenkette und Nieder-Peru zwischen
dem stillen Meer und den Cordilleren der Anden, liefern einleuchtende
Beweise fuer die Richtigkeit dieses Satzes.
Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts waren die Berge, in denen die
Thaeler von Aragua liegen, mit Wald bewachsen. Grosse Baeume aus der Familie
der Mimosen, Ceiba
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