kaum dass ein paar Clusiastaemme mit grossen weissen Bluethen
darauf wachsen, aber die Aussicht ueber den See und die ueppigen Fluren der
anstossenden Thaeler ist herrlich, zumal wenn nach Sonnenuntergang Tausende
von Wasservoegeln, Reiher, Flamingos und Wildenten ueber den See ziehen, um
auf den Inseln zu schlafen, und der weite Gebirgsguertel am Horizont in
Feuer steht. Wie schon erwaehnt, brennt das Landvolk die Weiden ab, um ein
frischeres, feineres Gras als Nachwuchs zu bekommen. Besonders auf den
Gipfeln der Bergkette waechst viel Gras, und diese gewaltigen Feuer, die
oefters ueber tausend Toisen lange Strecken laufen, nehmen sich aus, wie
wenn Lavastroeme aus dem Bergkamm quoellen; Wenn man so an einem herrlichen
tropischen Abend am Seeufer ausruht und der angenehmen Kuehle geniesst,
betrachtet man mit Lust in den Wellen, die an das Gestade schlagen, das
Bild der rothen Feuer rings am Horizont.
Unter den Pflanzen, die auf den Felseninseln im See von Valencia wachsen,
kommen, wie man glaubt, mehrere nur hier vor; wenigstens hat man sie sonst
nirgends gefunden. Hieher gehoeren die See-Melonenbaeume (_Papaya de la
laguna_) und die Liebesaepfel der Insel Cura. Letztere sind von unserem
_Solanum Lycopersicum_ verschieden; ihre Frucht ist rund, klein, aber sehr
schmackhaft; man baut sie jetzt in Victoria, Nueva Valencia, ueberall in
den Thaelern von Aragua. Auch die _Papaya de la laguna_ ist auf der Insel
Cura und auf Cabo Blanco sehr haeufig. Ihr Stamm ist schlanker als beim
gemeinen Melonenbaum (_Carica Papaya_), aber die Frucht ist um die Haelfte
kleiner und voellig kugelrund, ohne vorspringende Rippen, und hat 4--5 Zoll
im Durchmesser. Beim Zerschneiden zeigt sie sich voll Samen, ohne die
leeren Zwischenraeume, die sich beim gemeinen Melonenbaum immer finden. Die
Frucht, die ich oft gegessen, schmeckt ungemein suess; ich weiss nicht, ob es
eine Spielart der _Carica Microcarpa_ ist, die Jacquin beschrieben hat.
Die Umgegend des Sees ist nur in der trockenen Jahreszeit ungesund, wenn
bei fallendem Wasser der schlammigte Boden der Sonnenhitze ausgesetzt ist.
Das von Gebueschen der _Coccoloba barbadensis_ beschattete, mit herrlichen
Liliengewaechsen geschmueckte Gestade erinnert durch den Typus der
Wasserpflanzen an die sumpfigen Ufer unserer europaeischen Seen. Man findet
hier Laichkraut (_Potamogeton_), Chara und drei Fuss hohe Teichkolben, die
man von der _Typha __ angustifolia_ unserer Suempfe kaum unterscheiden
|