hat bedeutend zugenommen, seit dem Handel von Porto Cabello neue
Freiheiten ertheilt worden sind und dieser Hafen als Haupthafen, als
_puerto mayor_ den unmittelbar aus dem Mutterlande kommenden Schiffen
offen steht.
Nueva Valencia wurde im Jahr 1555 unter Villacindas Statthalterschaft von
Alonzo Diaz Moreno gegruendet, und ist also zwoelf Jahre aelter als Caracas.
Wir haben schon frueher bemerkt, dass in Venezuela die spanische Bevoelkerung
von West nach Ost vorgerueckt ist. Valencia war anfangs nur eine zu
Burburata gehoerige Gemeinde, aber letztere Stadt ist jetzt nur noch ein
Platz, wo Maulthiere eingeschifft werden. Man bedauert, und vielleicht mit
Recht, dass Valencia nicht die Hauptstadt des Landes geworden ist. Ihre
Lage auf einer Ebene, am Ufer eines Sees wuerde an die von Mexico erinnern.
Wenn man bedenkt, wie bequem man durch die Thaeler von Aragua in die Llanos
und an die Nebenfluesse des Orinoco gelangt, wenn man sich ueberzeugt, dass
sich durch den Rio Pao und die Portugueza eine Schifffahrtverbindung im
innern Lande bis zur Muendung des Orinoco, zum Cassiquiare und dem
Amazonenstrom herstellen liesse, so sieht man ein, dass die Hauptstadt der
ausgedehnten Provinzen von Venezuela in der Naehe des praechtigen Hafens von
Porto Cabello, unter einem reinen, heitern Himmel besser laege, als bei der
schlecht geschuetzten Rhede von Guayra, in einem gemaessigten, aber das ganze
Jahr nebligten Thale. So nahe beim Koenigreich Neu-Grenada, mitten inne
zwischen den getreidereichen Gebieten von Victoria und Barquesimeto, haette
die Stadt Valencia gedeihen muessen; sie konnte aber nicht gegen Caracas
aufkommen, das ihr zwei Jahrhunderte lang einen bedeutenden Theil der
Einwohner entzogen hat. Die Mantuanosfamilien lebten lieber in der
Hauptstadt als in einer Provinzialstadt.
Wer nicht weiss, von welcher Unmasse von Ameisen alle Laender in der heissen
Zone heimgesucht sind, macht sich keinen Begriff von den Zerstoerungen
dieser Insekten und von den Bodensenkungen, die von ihnen herruehren. Sie
sind im Boden, auf dem Valencia steht, in so ungeheurer Menge, dass die
Gaenge, die sie graben, unterirdischen Kanaelen gleichen, in der Regenzeit
sich mit Wasser fuellen und den Gebaeuden sehr gefaehrlich werden. Man hat
hier nicht zu den sonderbaren Mitteln gegriffen, die man zu Anfang des
sechzehnten Jahrhunderts auf St. Domingo anwendete, als Ameisenschwaerme
die schoenen Ebenen von la Vega und die reichen Besitzungen des Or
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