kann. Erst bei genauer Untersuchung erkennt man in allen diesen Gewaechsen
der neuen Welt eigenthuemliche Arten. Wie viele Pflanzen von der
Magellanschen Meerenge, aus Chili und den Cordilleren von Quito sind
frueher wegen der grossen Uebereinstimmung in Bildung und Aussehen mit
Gewaechsen der noerdlichen gemaessigten Zone zusammengeworfen worden!
Die Bewohner der Thaeler von Aragua fragen haeufig, warum das suedliche Ufer
des Sees, besonders aber der suedwestliche Strich desselben gegen las
Aguacates, im Ganzen staerker bewachsen ist und ein frischeres Gruen hat als
das noerdliche. Im Februar sahen wir viele entblaetterte Baeume bei der
Hacienda de Cura, bei Mocundo und Guacara, waehrend suedoestlich von Valencia
Alles bereits darauf deutete, dass die Regenzeit bevorstand. Nach meiner
Ansicht werden im ersten Abschnitt des Jahrs, wo die Sonne gegen Sueden
abweicht, die Huegel um Valencia, Guacara und Cura von der Sonnenhitze
ausgebrannt, waehrend dem suedlichen Ufer durch den Seewind, sobald er durch
die *Abra de Porto Cabello* in das Thal kommt, eine Luft zugefuehrt wird,
die sich ueber dem See mit Wasserdunst beladen hat. Auf diesem suedlichen
Ufer, bei Guaruto, liegen auch die schoensten Tabaksfelder in der ganzen
Provinz. Man unterscheidet welche der _primera_, _segunda_ und _tercera
fundacion_. Nach dem drueckenden Monopol der Tabakspacht, deren wir bei der
Beschreibung der Stadt Cumanacoa gedacht haben,(55) darf man in der
Provinz Caracas nur in den Thaelern von Aragua (bei Guaruto und Tapatapa)
und in den Llanos von Uritucu Tabak bauen. Der Ertrag belaeuft sich auf
5--600,000 Piaster; aber die Regie ist so kostspielig, dass sie gegen
230,000 Piaster im Jahr verschlingt. Die _Capitania general_ von Caracas
koennte vermoege ihrer Groesse und ihres vortrefflichen Bodens, so gut wie
Cuba, saemmtliche europaeischen Maerkte, versorgen; aber unter den
gegenwaertigen Verhaeltnissen erhaelt sie im Gegentheil durch den
Schleichhandel Tabak aus Brasilien auf dem Rio Negro, Cassiquiare und
Orinoco, und aus der Provinz Pore auf dem Casanare, dem Ariporo und dem
Rio Meta. Das sind die traurigen Folgen eines Prohibitivsystems, das den
Fortschritt des Landbaus laehmt, den natuerlichen Reichthum des Landes
schmaelert und sich vergeblich abmueht, Laender abzusperren, durch welche
dieselben Fluesse laufen und deren Grenzen in unbewohnten Landstrichen sich
verwischen.
Unter den Zufluessen des Sees von Valencia entspringen einige a
|