ung des Bodens in Folge starker
Erdbeben. Wahrscheinlich werden im Laufe der Jahrhunderte manche Fluesse im
Sudan und in Neuholland, die jetzt im Sande versiegen oder in Binnenseen
laufen, sich einen Weg zur Meereskueste bahnen. So viel ist wenigstens
sicher, dass es auf beiden Continenten innere Flusssysteme gibt, die man als
*noch nicht ganz entwickelte*(54) betrachten kann, und die entweder nur
bei Hochgewaesser oder bestaendig durch Gabelung unter sich zusammenhaengen.
Der Rio Pao hat sich ein so tiefes und breites Bett gegraben, dass, wenn in
der Regenzeit der _Cano grande de Cambury_ das ganze Land nordwestlich von
Guigue ueberschwemmt, das Wasser dieses Cano und das des Sees von Valencia
in den Rio Pao selbst zuruecklaufen, so dass dieses Fluesschen, statt dem See
Wasser zuzufuehren, ihm vielmehr welches abzapft. Wir sehen etwas
Aehnliches in Nordamerika, da wo die Geographen auf ihren Karten zwischen
den grossen canadischen Seen und dem Lande der Miamis eine eingebildete
Bergkette angeben. Bei Hochgewaesser stehen die Fluesse, die den Seen, und
die, welche dem Mississippi zulaufen, mit einander in Verbindung und man
faehrt im Canoe von den Quellen des Flusses St. Maria in den Wabash, wie
auf dem Chicago in den Illinois. Diese analogen Faelle scheinen mir von
Seiten der Hydrographen alle Aufmerksamkeit zu verdienen.
Da der Boden rings um den See von Valencia durchaus flach und eben ist, so
wird, wie ich es auch an den mexicanischen Seen alle Tage beobachten
konnte, wenn der Wasserspiegel nur um wenige Zoll faellt, ein grosser, mit
fruchtbarem Schlamm und organischen Resten bedeckter Strich Landes trocken
gelegt. Im Maasse, als der See sich zurueckzieht, rueckt der Landbau gegen
das neue Ufer vor. Diese von der Natur bewerkstelligte, fuer die
Landwirthschaft der Colonien sehr wichtige Austrocknung war in den letzten
zehn Jahren, in denen ganz Amerika an grosser Trockenheit litt,
ungewoehnlich stark. Ich rieth den reichen Grundeigenthuemern im Land, statt
die jeweiligen Kruemmungen des Seeufers zu bezeichnen, im Wasser selbst
Granitsaeulen aufzustellen, an denen man von Jahr zu Jahr den mittleren
Wasserstand beobachten koennte. Der Marques del Toro will die Sache
ausfuehren und auf Gneissgrund, der im See haeufig vorkommt, auf dem schoenen
Granit der Sierra de Mariara *Limnometer* aufstellen.
Unmoeglich laesst sich im voraus bestimmen, in welchem Maasse dieses
Wasserbecken zusammengeschrumpft seyn wird, wenn ein
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