as unloesbare Problem, wie sich die
Organismen ueber die Erde verbreitet, laesst uns dennoch keine Ruhe. Eine
schweizerische Grasart(32) waechst auf den Granitfelsen der Magellanschen
Meerenge. Neuholland hat ueber vierzig europaeische phanerogame
Pflanzenarten aufzuweisen, und die meisten Gewaechse, die den gemaessigten
Zonen beider Halbkugeln gemein sind, fehlen gaenzlich in dem dazwischen
liegenden Landstrich, das heisst in der aequinoctialen Zone, sowohl auf den
Ebenen als auf dem Ruecken der Gebirge. Eine Veilchenart mit behaarten
Blaettern, mit der die Zone der Phanerogamen am Vulkan von Teneriffa
gleichsam abschliesst, und von der man lange glaubte, sie gehoere der Insel
eigenthuemlich an,(33) kommt dreihundert Meilen weiter nordwaerts am
beschneiten Gipfel der Pyrenaeen vor. Graeser und Riedgraeser, die in
Deutschland, in Arabien und am Senegal wachsen, wurden unter den Pflanzen
gefunden, die Bonpland und ich auf den kalten mexicanischen Hochebenen, an
den heissen Ufern des Orinoco und in der suedlichen Halbkugel auf dem Ruecken
der Anden von Quito gesammelt. Wie will man begreiflich machen, dass
Gewaechse ueber Striche mit ganz verschiedenem Klima, und die gegenwaertig
vom Meere bedeckt sind, gewandert seyn sollen? Oder wie kommt es, dass die
Keime von Organismen, die sich im Habitus und selbst im innern Bau
gleichen, sich in ungleichen Abstaenden von den Polen und von der
Meeresflaeche ueberall entwickeln, wo so weit entlegene Orte in der
Temperatur einigermassen ueberein kommen? Trotz des Einflusses des
Luftdrucks und der staerkeren oder geringeren Schwaechung des Lichts auf die
Lebensthaetigkeit der Gewaechse ist doch die ungleiche Vertheilung der Waerme
unter die verschiedenen Jahreszeiten als die Haupttriebkraft der
Vegetation anzusehen.
Der Arten, welche auf beiden Continenten und in beiden Halbkugeln
gleichmaessig vorkommen, sind lange nicht so viele, als man nach den Angaben
der aeltesten Reisenden geglaubt hatte. Auf den hohen Gebirgen des
tropischen Amerika kommen allerdings Wegeriche, Baldriane, Sandkraeuter,
Ranunkeln, Mispeln, Eichen und Fichten vor, die man nach ihrer
Physiognomie mit den europaeischen verwechseln koennte; sie sind aber alle
specifisch von letzteren verschieden. Bringt aber auch die Natur nicht
dieselben Arten hervor, so wiederholt sie doch die Gattungen. Nahe
verwandte Arten kommen oft in ungeheuern Entfernungen von einander vor, in
den Niederungen des gemaessigten Erdstrichs die
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